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12. September 2019

Informationstag für Ausbildende in Sursee

Von Richtlinien, Empfehlungen und grossem Handlungsbedarf

Neuerungen im Gas-, Fernwärme- und Wasserbereich sowie ein Input-Referat über die Chancen digitaler Lernmedien: Dies waren die Schwerpunkte des Weiterbildungs- und Informationstages für rund siebzig Fachlehrer und Experten, die der SVGW Ende August auf dem Campus Sursee durchführte.
  

Wie häufig werden digitale Medien im Unterricht eingesetzt? Welche Haltung haben die Fachlehrer und Experten des SVGW dazu? Und welchen Nutzen bieten derartige Medien ganz generell? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des rund einstündigen Workshops der beiden Fachleute Eva Heinimann, Geschäftsführerin b-werk bildung gmbh, und Bernhard Probst, Geschäftsleitungsmitglied der LerNetz AG. «Digitale Medien erleichtern das Lehren und Lernen ganz bestimmt», meinte Eva Heinimann gleich zu Beginn ihres interaktiven Referats: «Allerdings kommt es dabei sehr auf die Qualität und auf die Anwendung an!»

Im Umgang mit digitalen Medien, so war zu erfahren, seien dabei die verschiedensten Aspekte zu beachten, wie zum Beispiel der Praxisbezug, die Qualität der Unterrichtsunterlagen, die Selbstkontrolle mit Reflexionsphasen oder die Art der Lehr- und Lernorganisation. Ein Nutzen von «medienbasiertem Lernen», so meinte Bernhard Probst, sei zum Beispiel, dass man im eigenen Tempo lernen könne, dass es orts- oder zeitunabhängig sei und dass es das vernetzte und eigenverantwortliche Lernen fördere.

Und wie stehen die Fachlehrer und Experten des SVGW zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht? Anhand verschiedenster Voten konnte man sich im Workshop gleich selbst als «unsicher», «grundsätzlich offen» oder gar «begeistert» einstufen.

Gas: neue Anforderungen und Auswertungen

Nicht mehr mit digitalen Medien, sondern mit traditionellen Power-Point Präsentationen oder Postern ging es dann bei den verschiedenen Informationsreferaten im Bereich Gas, Fernwärme und Wasser weiter: Hier gab Matthias Hafner, technischer Berater im Bereich Gas ein «Update» zur G2, der neuen «Richtlinie für Rohrleitungen»: Ab September 2019 werde das Technische Inspektorat des Schweizerischen Gasfaches (TISG ) die Dichtheitsprüfungen nach der neuen Richtlinie vornehmen. Der SVGW habe im Juni die überarbeitete G2 in Kraft gesetzt. Dadurch gelten nun für Dichtheitsprüfungen von Rohrleitungen im Druckbereich 1-5 bar neue Anforderungen – insbesondere seien die Prüfzeiten und die Auswertung der Messergebnisse davon betroffen.

Fernwärme: Viele Projekte und eine Fachtagung

Über die G1007, über die Empfehlung zur «Durchführung von periodischen Sicherheitskontrollen an Erdgasinstallationen» referierte seinerseits Andreas Peter: «Gemäss der Richtlinie G1», so erklärte der Technische Berater Gas & Fernwärme beim SVGW, «sollten Gasinstallationen mindestens alle 14 Jahre einer periodischen Sicherheitskontrolle unterzogen werden». «In welchem Umfang die Kontrollen ausgeführt werden müssen», so Andreas Peter, «war aber bislang nicht näher definiert». Die Unterkommission G-UK 2 des SVGW habe deshalb eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, eine Empfehlung zur periodischen Sicherheitskontrolle auszuarbeiten und diese liege nun in Form der G1007 vor.

Viel Neues hatte zudem Stefan Güpfert, Technischer Berater Fernwärme beim SGVGW, zu berichten: So erläuterte er den aktuellen Stand der Richtlinie F1 (Fernwärmenetze), der Richtlinie F2 (Anergienetze) und der Ergänzung F1/E1, die im Juli 2017 in Kraft getreten ist. Themen von Güpferts Referat waren aber auch der Richtlinienkurs F1, die kommende Richtlinie für Hausstationen (F3) oder die Fachtagung Fernwärme des SVGW, die Ende Oktober in Bern stattfinden wird.

Bereich Wasser: Allerorten besteht Handlungsbedarf

Der Schutz der Trinkwasserfassungen, die damit in Zusammenhang stehenden Nutzungskonflikte und mögliche Szenarien zur Lösung dieser Probleme waren Hauptpunkte des Referates von André Olschewski. Er erläuterte deshalb die darauf basierende W1019, die sich momentan in der Vernehmlassung befindet. Ausserdem ging der Vizedirektor auf die Interessenvertretung des SVGW bei aktuellen politischen Themen wie der Trinkwasserinitiative (TWI) oder der Pestizidverbotsinitiative ein, erläuterte aber auch Themen wie die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln oder von Nitrat im Grundwasser: «65 Prozent der Grundwassermessstellen in Ackerbaugebieten», so André Olschewski, «enthalten Pestizide oder deren Abbaubauprodukte, die grösser sind als 0.1 µg/L.» Und beim Fungizid-Abbauprodukt Cholorothalonil, über das derzeit schweizweit heftig diskutiert werde, lägen die Messungen bei 10 Prozent der Fassung über dem gesetzlichen Höchstwert. «Ähnlich alarmierend», so André Olschewski, «ist die Situation beim Nitrat!» Schweizweit lägen hier 15 Prozent der Grundwasser-Messstellen über dem gesetzlichen Anforderungswert – und in Ackerbaugebieten seien es gar 40 Prozent. «Es besteht aus Sicht der Trinkwasserversorger also allerorten grosser Handlungsbedarf», erklärte der Bereichsleiter Wasser abschliessend.

Und wie sieht es mit Erfahrungen betreffend W12, der «Leitlinie für eine gute Verfahrenspraxis» und deren digitaler Umsetzung in Form des e-Tools «AquaPilot» aus? Darüber berichtete Markus Biner, Technischer Berater Wasser beim SVGW, während sein arbeitskollege Cosimo Sandre vor allem auf die W3/E3, die «Richtlinie für die Hygiene in Trinkwasserinstallationen» einging. Speziell beleuchtete er dabei einige Teilaspekte wie die Druckprüfung, die Erstbefüllung oder die Spülung der Installationen.

Modularer Aufbau vereinfacht vieles

Urs Manser, Leiter Bildung & Dienste beim SVGW, berichtete über den Stand der Dinge bei der Revision der Berufsprüfungen von Brunnenmeister und Rohrnetzmonteur: «Mit der Eingabe der neuen Qualifikationsprofile beim Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, dem SBFI, ist nun ein erster wichtiger Meilenstein erreicht», erklärte Urs Manser. «Als nächster Schritt werden wir nun bis Ende dieses Jahres für beide Berufe eine neue Prüfungsordnung und Wegleitung erstellen.»

Beide Berufsprüfungen seien bisher «klassisch» durchgeführt worden, künftig möchte man sie modular durchführen. Dies habe den Vorteil, dass auch die Berufsprüfung für den Rohrnetzmonteur im Bereich Fernwärme einfacher durchgeführt werden könne. Voraussichtlich Ende 2019 starte nun die zweite Vernehmlassung bei den Mitgliedern über die Prüfungsordnung und Wegleitung, erklärte Urs Manser. Bis zum Sommer 2020 nehme dann das SBFI die inhaltliche und juristische Qualitätssicherung der Prüfungsordnung und Wegleitung vor. Danach werden die neuen Vorbereitungslehrgänge und die entsprechenden Lehrmittel erarbeitet.  «Mit dem ersten Vorbereitungslehrgang und der ersten Berufsprüfung gemäss revidierter Prüfungsordnung und Wegleitung», so Urs Manser abschliessend, «rechnen wir nach heutiger Sicht für das Jahr 2022.»

 

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