Die Schweiz entwickelt sich mehr und mehr zum Pionierland der Wasserstoff-Elektromobilität. Der im Mai vergangenen Jahres gegründete Förderverein Wasserstoff-Mobilität Schweiz konnte kürzlich mit Galliker Transport & Logistics bereits das elfte Mitglied begrüssen, das sich aktiv für den angestrebten Aufbau der nationalen Infrastruktur engagiert. Die Mitglieder des Fördervereins bringen die Voraussetzungen mit, um das Tankstellennetz in der Schweiz zeitnah und privatwirtschaftlich aufzubauen.
CEO Peter Galliker: «Mit dieser Form der Elektromobilität sehen wir auch bei den schweren Nutzfahrzeugen eine Chance, das CO2 von der Strasse wegzubringen. Dabei bietet sich nachhaltig hergestellter Wasserstoff als Energiespeicher geradezu an. Wir können rasch tanken und erzielen eine ansehnliche Reichweite – notabene bei einem Leistungsvermögen, das mit einem Diesel Lkw vergleichbar ist. Zudem lässt sich der Wasserstoff zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien und auch netzdienlich produzieren, direkt hier, in der Schweiz. Das ist ein idealer und sauberer Kreislauf, den die Privatwirtschaft aus eigener Kraft umsetzen kann.»
Ebenfalls seit August als Mitglied dabei ist der Milchverarbeiter Emmi. Der Zusammenschluss von Tankstellenbetreibern und Transportunternehmen zählt damit bereits 17 Mitglieder – darunter auch Coop, Migros und Fenaco. Ziel des Vereins: In vier Jahren 1000 mit Wasserstoff betriebene Lastwagen in Betrieb zu haben. Mit ihrem Beitritt wollen die beiden Firmen dazu beitragen, dem globalen CO2-Anstieg entgegenzuwirken. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt ist der Verkehr für 32 Prozent der schweizweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
In diesem Herbst präsentiert der vor einem Jahr gegründete Förderverein den ersten Prototyp, ab Januar 2020 verkehren zwei Testfahrzeuge von Hyundai auf den Schweizer Strassen. «Mitte des nächsten Jahres stossen acht weitere Fahrzeuge dazu. Die Flotte sowie die Tankstellen werden in der Folge laufend ausgebaut», sagt Präsident Jörg Ackermann.
Die Firma Galliker aus Altishofen hat die Zusage für einen der ersten zehn Lastwagen erhalten. «Wir sind zuversichtlich, dass wir den ersten Wasserstoff-Lkw im nächsten Frühling einsetzen können», erklärt Peter Galliker weiter. Die Lkw werden nicht gekauft. Jedes Unternehmen zahlt pro Fahrzeug einen festgelegten Kilometerpreis. Das Logistikunternehmen plant, seine aktuell über 500 Lastwagen nicht mehr mit Dieselfahrzeugen, sondern mit Wasserstoff-Lastwagen zu ersetzen.
Auch Emmi will im Bereich Nachhaltigkeit aktiv werden. Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, ihren CO2-Ausstoss zwischen 2014 und 2020 um einen Viertel zu reduzieren. In den Folgejahren soll es gar noch mehr sein. Dafür setzt sie ebenfalls bei der Fahrzeugflotte an: «Wasserstoffbetriebene Lkw sind eine nachhaltige, praxistaugliche Lösung», sagt Markus von Ballmoos, Logistikleiter Schweiz.
Die beiden Grossunternehmen sind nicht die Einzigen, die auf alternative Treibstoffe für ihre Nutzfahrzeuge setzen. Der Bäckereien-Zulieferer Pistor aus Rothenburg hat 2015 den ersten vollelektrisch angetriebenen Lkw in Betrieb benommen. Mittlerweile fahren 3 der 86 Lastwagen mit Strom aus Wasserkraft. Laut Armin Knüsel, Leiter Distribution bei Pistor, zahlt sich das aus: «Die Elektro-Lkw sind für uns die wirtschaftlichste Lösung. Nicht zuletzt, weil sie momentan noch von der Schwerverkehrsabgabe befreit sind.»
Die Investition sei im Vergleich zu dieselbetriebenen Fahrzeugen höher, doch im Gegenzug profitiere man von tieferen Unterhalts- und Betriebskosten. Aktuell plant Pistor jedoch nicht, sich dem Förderverein anschliessen, wie Knüsel sagt. «Wir sind zwar von der Technologie überzeugt, planen aber, weiterhin auf Elektro-Fahrzeuge zu setzen.»
Eine andere Alternative wählt das Transportunternehmen Schöni AG aus Rothrist. Dieses setzt auf Lkw, die mit verflüssigtem Erdgas unterwegs sind. Unter dem Label «Greentrucks» fahren aktuell 24 der rund 520 Lastwagen mit Erdgas aus Frankreich. Geschäftsleiter Daniel Schöni setzt auf Gas, weil Elektro- und Wasserstoff-LKW im Gegensatz zum Erdgas «schlicht noch nicht reif für den Markt» seien.
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (0)