Der Bericht des Bafu stellt fest, dass noch immer Nitrat und Pestizide das Grundwasser in praktisch unverändert hohem Masse belasten. Die Nitratüberschreitungen in Ackerbau-Gebieten mögen etwas zurückgegangen sein, dennoch wird der Grenzwert mit 40% noch vielerorts überschritten. Zunehmend werden verschiedene Abbauprodukte von Pestiziden im Grundwasser festgestellt. Dabei sind die Abbauprodukte von Chlorothalonil, die vom Bund seit Ende Juni als relevant eingestuft werden, als besonders problematisch zu betrachten. Sie stellen die Wasserversorger vor grosse Herausforderungen.
Hauptverursacher der meisten Verunreinigungen ist die intensive Landwirtschaft. Weitere unerwünschte Fremdstoffe aus Haushalten, Chemie und Abwässern sind eher vernachlässigbar. Mengenmässig verfügt die Schweiz insgesamt über komfortable Grundwasserreserven. Trotz Klimawandel und Schwankungen blieb die Grundwassermenge über die Jahre stabil.
Der Nachweis der Abbauprodukte des Pestizids Chlorothalonil zeigt, dass die Kontrolle und Überwachung des Trinkwassers funktioniert. So haben die Kantone und die Wasserversorger umgehend reagiert und mehrere Grundwasserpumpwerke und Quellen vom Netz genommen. Dank dieser rasch umgesetzten Massnahmen können die Konsumentinnen und Konsumenten das Trinkwasser auch weiterhin unbedenklich konsumieren. Aber Ersatzstandorte sind rar geworden: Grundwasserpumpwerke können nicht beliebig geschlossen werden.
Der strenge Höchstwert von 0,1 µg/l für die Abbauprodukte des Fungizids Chlorothalonil gilt erst seit dem 26. Juni 2019. Am 8. August 2019 gab das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen die entsprechende Weisung heraus. Stoffe, die während Jahrzehnten zugelassen waren und erst nachträglich als gesundheitlich problematisch eingestuft werden, sind für die Wasserversorger Herausforderung und Ärgernis zugleich. Denn die Stoffe können Jahrzehnte im Grundwasser bleiben, eine Reinigung ist extrem schwierig.
Wenn von Grundwasser gesprochen wird, dann ist die Ressource von Trinkwasser gemeint. Nicht jede Grundwasserquelle wird jedoch als Trinkwasser genutzt, dennoch ist Grundwasser die wichtigste natürliche Ressource für die Trinkwasserversorgung. Schutzzonen um Wasserfassungen schützen diese natürlichen Ressourcen, sind aber v.a. zum Schutz vor mikrobiologischen Belastungen ausgelegt und nicht in erster Linie vor chemischen Stoffen wie Pestiziden. Trotzdem, eine korrekte Ausscheidung der Grundwasserschutzzonen in den Gemeinden ist sehr wichtig.
Der SVGW sieht sich durch den aktuellen NAQUA-Bericht über die Grundwasserqualität in seinen bisherigen Äusserungen bestätigt: Grundwasser als Trinkwasserressource ist in der Schweiz gefährdet. Als Hüter der Trinkwasserqualität ist der SVGW besorgt über die nachgewiesenen Fremdstoffe im Grundwasser. Es wird für die Wasserversorger immer schwieriger, genügend sauberes Wasser zu gewinnen, um die nachhaltige Trinkwasserversorgung sicherstellen zu können.
Die NAQUA-Studie zeigt eindrücklich, dass
Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW setzt als Fachverband der Trinkwasserversorger auf die Weitsicht der Wirtschaftskommission des Ständerates (WAK-S), die nach der Nationalratsdebatte nun Ende August über einen möglichen Gegenvorschlag zu den anstehenden Trinkwasser- und Pestizidverbotsinitiativen befinden wird. Der SVGW ist bereit, unterstützend mitzuarbeiten. Durch einen indirekten Gegenvorschlag könnte Grundwasser wesentlich besser vor unerwünschten Fremdstoffen geschützt werden. Denn die wichtigste Trinkwasserressource muss frei sein von Fremdstoffen - die Wasserversorger sind auf unbelastetes Grundwasser angewiesen.
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