Bei der Studie, welche die Empa und das Paul-Scherrer-Institut im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) erarbeitet haben, handelt sich um eine Potenzialanalyse. Die Kernbotschaft lautet: Würde man die Hälfte des Potenzials der Photovoltaik in der Schweiz nutzen, dann hätte man genügend überschüssigen Öko-Strom, um damit erneuerbares Gas herzustellen. Mittels Elektrolyse lasse sich dann zuerst Wasserstoff produzieren und dieser dann mit CO2 in Methan (CH4) umwandeln. Methan lasset sich einfacher und länger speichern als Elektrizität. Dieses Verfahren nennt man Power-to-Gas.
«Aber am Konjunktiv und sicher auch bei einem Blick aus dem Fenster, sieht man, dass wir in der Schweiz von diesen 50 Prozent noch weit entfernt sind», sagt Markus Peter. «Das ändert aber nichts daran, dass wir in ganz Europa das Potenzial erneuerbarer Energien wie Sonne, Wind und Wasser nutzen müssen, wenn wir in nicht allzu ferner Zukunft die Kernkraftwerke vom Netz nehmen und auch die Kohlekraftwerke abstellen wollen.»
Aktuell fahren rund 110'000 oder 2,5 Prozent aller Personenwagen in der Schweiz mit alternativen Antrieben – darunter 20'000 Elektro- und 11'000 CNG-Fahrzeuge. CNG ist die Abkürzung von Compressed Natural Gas; diese Autos fahren mit Erdgas und Biogas, das chemisch dem Methan entspricht.
Dass ihr Marktanteil unter 1 Prozent liegt, hat verschiedene Gründe: CNG-Fahrzeuge haben in den letzten Jahren technisch einen grossen Schritt nach vorne gemacht und bewegen sich punkto Leistung und Komfort nun auf Augenhöhe mit Benzin- und Dieselfahrzeugen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Zudem ist die Modellpalette beschränkt: Im Bereich PW setzen derzeit vor allem Volkswagen und Fiat auf CNG. Der VW-Konzern mit seinen Tochterunternehmen Audi, Seat und Skoda fördert CNG und bietet in der Schweiz knapp 20 Modelle an – vom Skoda Citigo bis zum Audi A5.
Ängste und Vorurteile rund um CNG-Fahrzeuge bezüglich Sicherheit, zu wenigen Tankstellen oder Parkverboten in Tiefgaragen halten sich hartnäckig – obwohl diese inzwischen unbegründet sind. CNG-Fahrzeuge sind effizient, sicher, sauber und im Betrieb kostengünstig. Letzter und nicht ganz unwichtiger Punkt, wieso CNG noch immer um Akzeptanz kämpft: In Politik und Medien stehen momentan die Elektro-Fahrzeuge im Fokus. Viele Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, ihr Angebot an Steckerfahrzeugen zu erweitern, denn ab nächstem Jahr beträgt der Zielwert für CO2-Emissionen für Neuwagen noch 95 Gramm pro Kilometer. Importeure, deren Flotten über diesem Wert liegen, müssen mit saftigen Bussen rechnen. E-Mobile helfen, diesen Durchschnittswert, der 2018 immer noch 137,8 g/km betrug, massiv zu senken. Da Elektrofahrzeuge unabhängig vom getankten Strommix mit 0 Gramm pro Kilometer gerechnet werden, ist ihr Potenzial rein rechnerisch um einiges grösser als jenes von CNG-Fahrzeugen. Dies obwohl an den Schweizer CNG-Zapfsäulen mindestens zehn Prozent Biogas beigemischt sein muss, was die CNG-Fahrzeuge umweltschonend macht. Mittlerweile sind es im Durchschnitt gar 22,4 Prozent Biogas. Ein CNG-Fahrzeug stösst so rund 25 Prozent weniger CO2 aus als ein Benziner. An vielen Tankstellen kann der CNG-Automobilist selber entscheiden, ob er den Anteil Biogas auf bis zu 100 Prozent erhöhen und so jetzt schon nahezu klimaneutral unterwegs sein will.
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