Mit «sicherer Versorgung» meinen die Organisationen der Vereinten Nationen Trinkwasser, das nicht verunreinigt und jederzeit direkt am Wohnort vorhanden ist, sowie Toiletten mit nachhaltiger Fäkalien-Entsorgung. Die Organisationen unterscheiden dies von einer «Minimalversorgung», bei der zwar eine geschützte Trinkwasserquelle im Umkreis von weniger als 30 Minuten Fussweg vorhanden, das Wasser aber nicht mit Sicherheit sauber ist. Bei einer Minimalversorgung sind zwar Toiletten vorhanden, die nicht mit anderen Familien geteilt werden müssen, aber die Fäkalien werden nicht richtig entsorgt.
«Wenn Länder nicht grössere Anstrengungen machen, werden wir weiter mit Krankheiten leben müssen, die schon vor langem in die Geschichtsbücher gehört hätten», erklärte Maria Neira von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dazu gehörten Typhus, Hepatitis A, Cholera und andere Durchfallerkrankungen sowie Wurmerkrankungen und bakterielle Augenentzündungen.
Nach Angaben der Uno sterben jeden Tag fast 1000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch unsauberes Trinkwasser, schlechte Toiletten oder mangelnde Hygiene verursacht werden. Die gesamte Weltbevölkerung mit sauberem und bezahlbarem Trinkwasser und adäquaten Toiletten zu versorgen gehört zu den Uno-Entwicklungszielen, die bis 2030 erreicht werden sollen.
«Nur Zugang zu Wasser zu haben reicht nicht», präzisiert Kelly Ann Naylor von Unicef: «Kinder und Familien in armen und ländlichen Gegenden sind in Gefahr, vernachlässigt zu werden. Regierungen müssen in diese Gegenden investieren, um wirtschaftliche und geografische Gräben zu überwinden.»
Bei der Minimalversorgung sei zwar seit der Jahrtausendwende viel erreicht worden. Heute hätten 1,8 Milliarden mehr Menschen Wasser im Umkreis von 30 Gehminuten als noch vor knapp 20 Jahren. 2,1 Milliarden Menschen zusätzlich hätten Latrinen, die nicht mit anderen Familien geteilt werden müssten. Beim Trinkwasser müssten aber heute immer noch 785 Millionen Menschen selbst auf diese Minimalstandards verzichten, bei Toiletten zwei Milliarden Menschen.
Im Jahr 2000 hätten noch etwas über ein Fünftel der Menschen weltweit ihre Notdurft unter freiem Himmel verrichtet, heute seien es nur noch 9 Prozent, heisst es in dem Bericht. Aber in fast vierzig Ländern sei die Zahl der Menschen ohne Toiletten sogar gestiegen, vor allem in Afrika südlich der Sahara, wo das Bevölkerungswachstum besonders gross sei.
Zurzeit leben schätzungsweise 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde. Die Zahl könnte einer neuen UN-Schätzung zufolge um das Jahr 2100 mit fast elf Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen. Bis 2050 werde die Zahl wahrscheinlich auf 9,7 Milliarden anwachsen, geht aus dem neuen Uno-Weltbevölkerungsbericht von Mitte Juni 2019 hervor.
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