Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzten die Energiezukunft bereits heute erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den Watt d'Or geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz. 2007 wurde der Watt d'Or zum ersten Mal verliehen. Sein Ziel ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.
44 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2018 für den Watt d'Or 2019 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 20 Beiträge. Daraus hat die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer die Siegerprojekte in den vier Watt d'Or-Kategorien gekürt. Darüber hinaus hat die Jury den Watt d'Or Spezialpreis «Transition» vergeben.
Die Watt d’Or Trophäe – eine Schneekugel – wurde im Kongresszentrum Kursaal in Bern am Donnerstagabend, 10. Januar, an die nachfolgenden Gewinner/innen überreicht:
Die DEPsys SA aus Puidoux im Kanton Waadt hat die Smartgrid-Plattform GridEye zur Marktreife entwickelt. Sie unterstützt die Netzbetreiber bei der Aufgabe, immer grössere Mengen an dezentraler und fluktuierender Energie ins Stromnetz zu integrieren. GridEye kann ganz einfach in die bestehende Infrastruktur eingebaut werden. Durch Messungen lernt die intelligente Software, wie sich das Netz verhält. Sie leitet daraus Informationen zum aktuellen Netzzustand ab und kann so die Energieflüsse optimal, sicher und effizient steuern. GridEye wurde im Auftrag der IBB Energie AG auf dem Flugplatz Birrfeld installiert. Seither kann die 200 kW grosse Photovoltaikanlage auf dem Hangar des Aero-Clubs Aargau ihre maximale Leistung einspeisen, ohne die Netzstabilität zu gefährden.
Um Infrastrukturflächen wie Parkplätze oder Kläranlagen multifunktional zu nutzen, hat die dhp technology AG aus Zizers im Kanton Graubünden die bewegliche Leichtbau-Solaranlage «HORIZON» zur Marktreife entwickelt. HORIZON schwebt dank Seilbahntechnologie fünf Meter über der Infrastrukturfläche und lässt sich wie eine Handorgel zusammenfalten. Ein Meteo-Algorithmus fährt die Anlage bei Sonnenschein automatisch aus und bei starkem Wind oder Schneefall wieder ein. Die erste grosse HORIZON-Anlage wurde im Auftrag der IBC Energie Wasser Chur bei der ARA Chur realisiert und 2018 in Betrieb genommen. Sie produziert jährlich rund 540'000 Kilowattstunden Strom, die rund 20% des gesamten Strombedarfs der Kläranlage decken.
Will man Energie einsparen, muss man zunächst einmal den Verbrauch detailliert messen. Mit der Idee, eine solche Messkampagne in Schienenfahrzeugen durchzuführen, stiess der emeritierte Physiker Prof. Dr. Peter Oelhafen bei der BLS AG auf offene Ohren. Die eindrücklichen Messresultate haben zu einem umfassenden Modernisierungs-Programm der 36 NINA S-Bahn-Züge geführt, das 2019 abgeschlossen wird. Damit und mit weiteren Effizienzmassnahmen bei den restlichen Schienenfahrzeug-Flotten spart die BLS jährlich rund 13 Millionen Kilowattstunden Strom, den Jahresverbrauch von über 3000 Haushaltungen. In Teilprojekten des von Peter Oelhafen initiierten Energiesparprogramms sind weitere Transportunternehmen und viele Partner aus Forschung und Industrie beteiligt.
Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs der Deutschen Bahn in Basel entwickelt die Stiftung Habitat das neue Stadtquartier Erlenmatt Ost. 2017 wurde das erste Gebäude bezogen, bis Ende 2019 werden dort rund 500 Menschen in über 200 Wohnungen leben. Schon heute zeigt sich: Das Quartier ist lebendig, bunt und nachhaltig: Ganz im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Vorgaben zur Quartier-Nachhaltigkeit sind messbar und bilden einen logischen Rahmen, der von den Bewohnenden verstanden und gelebt wird. Dazu trägt auch die ADEV Energiegenossenschaft bei, die hier eine der grössten Solarstrom-Eigenverbrauchsgemeinschaften der Schweiz realisiert hat. Im Endausbau wird Erlenmatt Ost zu über 70% mit Strom und Wärme versorgt, die direkt vor Ort produziert werden.
Energie- und ressourcenschonende Innovationen kommen im Gebäudebereich nur schleppend voran. Die Innovations- und Risikobereitschaft von Investoren und Bauherren ist gering, oft werden bestehende Lösungen bevorzugt. Das von Empa und Eawag 2016 initiierte «living lab» NEST will Innovationsprozesse im Gebäudebereich in Zusammenarbeit mit rund 140 Partnern aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand beschleunigen. Thematische «Units», die wie Legosteine ins NEST eingebaut werden können, ermöglichen dies. Eine besonders attraktive Unit ist die vollständig solarbetriebene Fitness- und Wellness-Anlage, die sechsmal weniger Energie verbraucht als herkömmliche Anlagen. Geplant wurde sie von der dransfeldarchitekten ag aus Ermatingen.
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