Plattform für Wasser, Gas und Wärme
News
20. August 2018

Bundesamt für Energie

Von Speicherseen und ihren Funktionen

Könnten die Speicherseen der alpinen Grosswasserkraft nebst der Energieproduktion auch für weitere Zwecke genutzt werden? Welche Nutzungen wären denkbar und was für Hemmnisse gibt es bei der Umsetzung von Mehrzweckspeicher-Projekten? Diese und weitere Fragen hat Leoni Jossen, Fachspezialistin Energieversorgung und Monitoring beim Bundesamt für Energie (BFE), im Rahmen einer Masterarbeit untersucht.

Wie die Arbeit von Leoni Jossen vom Bundesamt für Energie (BFE) zeigt, bieten die Speicherseen der alpinen Grosswasserkraft nebst ihrer Primärfunktion, der Energieerzeugung und -speicherung, eine Vielzahl von weiteren Nutzungsmöglichkeiten. So kann das Reservoirwasser für die Trinkwasserversorgung, die Bewässerung, Beschneiung oder als Löschwasser genutzt werden. Weiter können die Speicherseen eine Schutzfunktion wahrnehmen, da man das Wasser bei Starkniederschlägen im See zurückhalten und später kontrolliert abgeben kann. Eine gezielte Bewirtschaftung kann auch die Gewässerdynamik und damit den ökologischen Zustand der Gewässer verbessern. Schliesslich bestehen ebenso Nutzungsmöglichkeiten für die Gesellschaft, beispielsweise indem die Infrastruktur des Kraftwerks zugänglich gemacht wird oder der See als touristisches Ausflugsziel dient.

Emotional geprägt

Als ein grosses Hindernis für die Umsetzung von Mehrzweckspeicher-Projekten wurde die strukturelle Komplexität aufgrund der Vielzahl an involvierten privaten und öffentlichen Akteuren mit unterschiedlichen Interessen und Rechten identifiziert. Hinzu kommt, dass der Umgang mit der Wasserthematik oft emotional geprägt ist und Gesamtnutzungskonzepte häufig fehlen. Eine Mehrzwecknutzung kann aber auch dadurch beschränkt werden, dass der Speichersee zu weit von den potentiellen Nutzungen entfernt liegt.

Noch wärmer und trockener

Gemäss den Klimamodellen für die Schweiz werden die Sommer in Zukunft wärmer und trockener. Einen Vorgeschmack darauf konnten wir schon in diesem Jahr erleben. Die heissen Temperaturen, begleitet von geringen Niederschlagsmengen, führten in weiten Teilen der Schweiz zu Trockenheit. Die Folgen waren Waldbrandgefahr, niedrige Pegelstände in Seen und Flüssen mit erhöhten Gewässertemperaturen sowie lokal Einschränkungen bei der Wassernutzung. Aufgrund des Rückgangs von Gletschern und Schneedecke als natürliche Speicher sowie der erwarteten Bevölkerungszunahme wird sich das Problem künftig wohl noch verschärfen. Das Potenzial von Mehrzweckspeichern zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird daher zunehmend diskutiert und soll in weiteren Studien genauer untersucht werden.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.