«Die Gasversorgungen in der Schweiz waren seit jeher Fahnenträger des Fortschritts», meint Daniela Decurtins, die Direktorin des VSG, zum Auftakt ihres zweiteiligen Beitrages bei «Energate Messenger.ch»: «Vor mehr als 150 Jahren brachten sie mit Stadtgas Licht in die Strassen der Städte und lösten die russenden Öllämpchen ab.» Damals sei Gas noch aus destillierter Kohle gewonnen worden. In den 1970er Jahren sei in der Schweiz dann Erdgas eingeführt worden, um das Land unabhängiger vom Erdöl zu machen. Der Endverbrauch habe damals 6’000 Gigawattstunden betragen, heute liege er bei fast 39’000 Gigawattstunden. Mit einem Anteil von 14 Prozent am Endenergieverbrauch sei Erdgas inzwischen der drittwichtigste Energieträger der Schweiz und damit, was den Verbrauch anbelange, genauso bedeutsam wie die Schweizer Wasserkraft. «Dennoch», so die VSG-Direktorin, «ist das Wissen, wie Erdgas eingesetzt werden kann, noch wenig verbreitet.» Nur wenigen Menschen sei bewusst, dass es in der Industrie etwa in der Produktion von Stahl, Papier oder von Chemie- und Pharmaprodukten eingesetzt werde.
In Zukunft werde die Schweizer Gaswirtschaft «noch stärker» auf erneuerbare Energien setzen, zeigte sich Daniela Decurtins überzeugt: Die Branche habe sich das Ziel gesetzt, den Anteil von Biogas und anderen erneuerbaren Gasen im gasversorgten Wärmemarkt bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern. Inzwischen gäbe es über dreissig Biogasanlagen in der Schweiz, die das Gas direkt ins Netz einspeisten. «In den vergangenen zehn Jahren», so die VSG-Direktorin, «hat es die Gaswirtschaft zudem geschafft, die einheimische Biogasproduktion zu verzehnfachen.» Biogas erfreue sich «einer wachsenden Beliebtheit», so dass es inzwischen auch importiert werde, um die grosse Nachfrage zu decken.
Derzeit werde in der Schweiz zudem wieder vermehrt über Gas gesprochen, meinte Decurtins: «Einige wollen es in die fossile Ecke stellen, andere anerkennen aber zunehmend, dass Gas einen bedeutenden Beitrag leisten kann, um in Zukunft die Energiesysteme erneuerbarer und effizienter zu machen.» Dies dank den Möglichkeiten, die Gas und seine Netzinfrastruktur bieten könne: Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen, aber auch Blockheizkraftwerke seien zum Beispiel in der Lage, im Winter einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Stabilität des Stromnetzes zu leisten, da sie nicht nur Wärme, sondern auch Strom produzieren würden.
Im Weiteren könnten die heutigen Energiesysteme hin zu mehr Sonnen- und Windenergie nur umgebaut werden, wenn diese ins Gesamtsystem integriert würden und Speichermöglichkeiten vorhanden seien. «Es stellt sich beispielsweise die Frage», so die Energie-Expertin, «wie sich Solarstrom, der im Sommer anfällt, im Winter nutzen lässt.» Hier böte zum Beispiel die sogenannte Power-to-Gas-Technologie interessante Lösungen an, mit denen überschüssig anfallender Strom aus erneuerbaren Quellen in Form von Methan oder Wasserstoff saisonal gespeichert werden könne, was mit «normalen» Batterien nicht möglich sei.
«Gas», so das abschliessende Fazit von Daniela Decurtins, «hat sich in seiner Geschichte stets als dem Fortschritt verpflichtet gezeigt. Und auch heute ist die Branche wieder bereit und in der Lage, mit verschiedenen Möglichkeiten einen Beitrag zur Neuausrichtung der Energie- und Klimapolitik in der Schweiz zu leisten.»
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