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26. Juli 2018

Mars

Es fliesst, das Wasser fliesst

Mit Hilfe von Radar haben Forscher einen unterirdischen See auf dem Mars entdeckt. 1,5 Kilometer unter dem Südpol liegt das rund zwanzig Kilometer breite Reservoir mit flüssigem Wasser. Es könnte dort sogar Leben geben.

Seit drei Jahrzehnten debattieren Wissenschaftler, ob es auf dem äussersten Nachbarn der Erde derzeit irgendeine Form von aktivem Fluss, See oder Ozean gibt. Man fand, wie «Nature» im Jahr 1991 berichtete, bislang ausgetrocknete Flusstäler und Seen, die zeigen, dass es einst Wasser auf dem Mars gegeben haben muss. Kleine Mengen gasförmigen Wassers befinden sich auch nachweislich in der Atmosphäre und Wassereis auf der Oberfläche. Wassertropfen kondensierten auf dem Lander Phoenix , wie «Science» schon 2009 erwähnte. Und es könnte während der wärmeren Jahreszeiten auf dem Mars äusserst salziges Wasser hinabfliessen: Schlierenförmige Gebilde im rötlichen Gestein deuteten darauf hin, erklärte «Nature Geoscience» im Jahr 2015.

Reservoir an "Blauem Gold"

Dauerhaft flüssiges Wasser aber war nicht dabei - bis jetzt. Unter der Eiskappe am Südpol gibt es offenbar ein Reservoir «blauen Goldes», das sich in anderthalb Kilometern Tiefe versteckt, dies berichtet jetzt ein Wissenschaftsteam der «Zeit» Erstmals vorhergesagt hat solch einen unterirdischen See der Astronom Stephen Clifford im Jahr 1987. Entdeckt haben das Vorkommen nun der italienische Radioastronom Roberto Orosei und sein Team, indem sie Radardaten der Mars Express Mission ausgewertet haben. Seit Dezember 2003, so die «Zeit» sei die Sonde vor Ort. Sie untersuche, wie die Atmosphäre zusammengesetzt ist, vermisst die Oberfläche und erforscht den Untergrund des Planeten. Möglich macht es das «Mars Express Subsurface Sounding Radar», kurz Marsis. Die vierzig Meter langen Antennenausleger des Experiments senden niederfrequente Radiowellen zum Mars, die von jeder Oberfläche, auf die sie treffen, unterschiedlich reflektiert werden. Die Echos aus dem Inneren verraten, woraus seine Schichten bestehen: Gestein, Eis, oder eben nun auch Wasser.

Die für die aktuelle Studie entscheidenden Messungen haben zwischen Mai 2012 und Dezember 2015 stattgefunden. Damals überflog Marsis eine Region namens Planum australe, die Teil der südlichen Eiskappe ist. Das Gerät lieferte dem Astronomen Orosei und seinem Team knapp dreissig Proben, die sich deutlich von allen anderen Marsis-Daten in dem Gebiet unterschieden. "Wir interpretieren diese Besonderheit als stabilen Wasserkörper auf dem Mars", schreibt das Team. Das Zentrum des Reservoirs liege in der Nähe des geografischen Südpols unter einer Eisdecke.

Dunkel und salzig

De Bedingungen für Leben scheinen in dem See zwar sehr negativ zu sein: Das Wasser dort hat nach Schätzungen der Forscher eine Temperatur von minus 68 Grad Celsius. Das wiederum deutet darauf hin, dass es sehr viele Salze enthält, die den Gefrierpunkt herabsetzen, Magnesium-, Kalzium- und Natriumsalze etwa, die auf dem Mars durchaus häufig vorkommen. Lebewesen haben es in dieser dunklen, sehr salzigen Kälte schwer. Allerdings gibt es auf der Erde Mikroorganismen, die unter diesen Umständen überleben können. Möglicherweise gibt es noch mehr flüssiges Wasser auf dem Mars, schreiben die Autoren der Studie. Bislang wurde nur ein kleiner Teil des Mars-Südpols mit dem Radar untersucht. Ausserdem können die Forscher mit dieser Methode nur Gewässer mit einer bestimmten Mindestgrösse sehen. Von einigen Eismonden der Gasriesen Jupiter und Saturn ist bereits bekannt, dass sie unter ihrer Oberfläche ganze Ozeane haben. In diesen Meeren vermuten Forscher bislang am ehesten ausserirdisches Leben, dass sich unabhängig von den Organismen auf der Erde entwickelt haben könnte.

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