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16. Juli 2018

Trinkwasser

«Pflanzenschutz ist ein komplexes Thema»

Der Schweizer Bauernverband (SBV) rüstet auf: Mit einer neuen «Fokus»-Publikation mit dem sinnigen Titel «Warum unsere Pflanzen Schutz brauchen» orientiert er über den neusten politischen und technischen Stand der Landwirtschaft in der Schweiz und liefert gleichzeitig Argumente gegen die anstehenden Volksinitiativen wie diejenige «Für sauberes Trinkwasser».

Mitten im Emmental, da wo es den Bauern noch gut geht, und die Traktoren auch auf den frisch asphaltierten Strassen fahren dürfen, fand sie statt, die Medienorientierung des SBV zum Thema «Pflanzenschutz und Verantwortung der Schweizer Bauern»: Auf dem Hof der Familie Lüscher im bernischen Schalunen präsentierten Landwirte, aber auch Vertreter des Kantons und des Verbandes das Neueste punkto nachhaltige Landwirtschaft. Ein Vertreter des Zentrums für angewandte Humantoxikologie in Basel musste aus Zeitgründen leider passen.

Viel Halbwissen und Falschaussagen

Im Zentrum der Präsentationen stand dabei die aktuelle «Fokus»-Publikation des SBV zur Frage «Warum unsere Pflanzen Schutz brauchen», aber auch die frischesten Argumente gegen die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser» und «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». Derzeit, so meinten die Vertreter des SBV, Präsident Markus Ritter und Martin Rufer, Leiter Produktion Märkte und Ökologie, «geistere viel Halbwissen herum und zum Teil würden bewusst «Falschaussagen» gemacht. Dagegen müsse man sich wehren und die Bevölkerung vermehrt aufklären. Zum Beispiel sei es nicht wahr, dass in der Schweizer Landwirtschaft mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt würden als im umliegenden Ausland. «Diese Behauptung ist unterdessen auch von offizieller Seite widerlegt», meinte Martin Rufer. Von den in der Schweiz insgesamt eingesetzten Pflanzenschutzmitteln sei zudem etwa ein Drittel «natürlichen Ursprungs». «Deshalb», so der Manager des SBV, «ist die reine Mengendiskussion sowieso wenig hilfreich.»

Gleich vier verschiedene Ämter würden ihr Okay geben, bevor ein Mittel bewilligt werde. Zudem sei bei jedem Pestizid geregelt, bei welcher Krankheit, in welcher Menge und manchmal sogar zu welcher Tageszeit es zum Einsatz kommen dürfe. «Pflanzenschutz», so der Leiter Produktion, Märke und Ökologie des SBV, «ist eben ein komplexes Thema. Aber wir verschliessen die Augen nicht vor den Problemen.» Diese lägen «entgegen der Suggestion der Trinkwasser-Initiative» aber nicht in erster Linie beim Wasser. Dieses sei in der Schweiz «von einwandfreier Qualität», was der Bund auch in seinem Bericht zum nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz bestätige. «Die Landwirtschaft», so Martin Rufer abschliessend, «ist zwar Teil des Problems, aber sie ist auch bereit ein grosser Teil der Lösung zu sein.»

Kein Gewinn für die Umwelt

Ähnlich tönte es erwartungsgemäss bei CVP-Nationalrat Markus Ritter, Präsident des SBV. « Sicher, es gibt in der Landwirtschaft Handlungsbedarf, aber die Trinkwasser-Initiative, ist dafür nicht die Lösung.» Sie würde allen Bauernfamilien, die Mittel für kranke oder befallene Pflanzen brauchen, die Direktzahlungen streichen. Und auch bei der biologischen Bekämpfung, so Ritter, gäbe es keine Bundesmittel mehr. «Die Folge», so der Präsident des SBV, «wäre eine Entwicklung in Extreme, die wir nicht wollen.» Es gäbe intensive Gemüse-, Obst- oder Rebbau-Betriebe, die hohe Umsätze haben und die künftig gänzlich auf Direktzahlungen verzichten würden, da sie nur eine untergeordnete Rolle spielten. Und die Ackerkulturen würden massiv zurückgehen und man müsse die fehlenden Nahrungsmittel über Importe kompensieren. «Ein Gewinn für die Umwelt», so Markus Ritter, «lässt sich da nicht ausmachen!»

Beispiele dafür, wo heutzutage schon sehr viel für einen massvollen Einsatz an Pflanzenschutzmitteln getan werde, hatten zuvor Landwirt Markus Lüscher und Michel Gygax, der Leiter der Fachstelle für Pflanzenschutz vom Amt für Landwirtschaft des Kantons Bern präsentiert. «Um negative Nebeneffekte beim Einsatz von Pestiziden zu vermeiden», so Lüscher, «setzen wir schon heute die modernsten technischen Errungenschaften wie zum Beispiel Drohnen für den Einsatz biologischer Mittel gegen den Maiszünsler oder Antidriftdüsen der neuesten Generation ein.». Und Michel Gygax erklärte: «Mit dem Berner Pflanzenschutzprojekt tun wir alles, um einerseits das Produktionspotential auf dem Feld bestmöglich zu erhalten, aber andererseits auch die Risiken der eingesetzten Pestizide für die Umwelt und die Oberflächengewässer, die wir sehr genau kontrollieren, zu reduzieren!»

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