Die Qualität des Trinkwassers ist in der Schweiz einwandfrei, ja sie hat sich über die letzten Jahre sogar weiter verbessert. Die Aufbereitungstechniken sind heute zielgenauer und naturnaher. Die festgestellte Zunahme erkannter Spurenstoffe im Wasser ist daher primär auf die präziseren Messtechniken zurückzuführen.
Die Wasserversorgungen machen jährlich mehrere 100’000 Analysen bezüglich verschiedenster Parameter wie Keimzahlen, organische Stoffe in Kleinstkonzentrationen, Ionen, Schwermetalle usw. Zusätzlich überwachen die kantonalen Lebensmittelämter die Trinkwasserqualität. Trinkwasser wird sehr streng kontrolliert und erfüllt in der Schweiz sehr hohe Qualitätsanforderungen. Trinkwasser ist ein Vertrauensgut und es gilt in der Schweiz als sicher und gesund.
Natürlich – Trinkwasser ist mehr als „nur“ reines Wasser. So wie kein Lebensmittel frei ist von Umwelteinflüssen und Spurenstoffen («menschlicher Fußabdruck»). So ist beispielsweise auch eine Bio-Frucht nicht rein. Sie weist eine ganze Reihe von Kleinstrückständen auf und ist dennoch gesund. Ausserdem steht nahezu jedes Lebensmittel in Wechselwirkung mit seiner Verpackung, so dass sensorische Störstoffe aus der Verpackung in das Lebensmittel übergehen oder sensorische Fehlaromen entstehen können. Trotzdem liegt in aller Regel keine Gesundheitsgefährdung vor. Auch über Kosmetika oder Nahrungsmittelzusätze nehmen wir viele Spurenstoffe auf – in der Regel ohne Gefährdung der Gesundheit. Thematisiert man Spurenstoffe im Wasser bzw. will man die Konsumenten aufrütteln, so muss man die Gesamtfrachten betrachten, welche ein Mensch zu sich nimmt, nicht nur der womöglich bescheidenste Eintragsweg über Trinkwasser.
Spurenstoffe sind anorganische und organische Stoffe, die im Konzentrationsbereich von 1 Nanogramm pro Liter (10-9g /l = 0.000‘000‘001 g/l) oder gar Pikogramm (10-12g = 0.000‘000‘000‘001 g/l) im Wasser vorliegen. Spurenstoffe können anthropogenen Ursprungs (Industrie, Medizin, Landwirtschaft, Verkehr) oder natürlichen Ursprungs (bspw. Uran, Radon) sein. Spurenstoffe müssen nicht per se Schadstoffe sein, auch natürliche Mineralstoffe oder Spurenelemente wie Eisen oder Silicium können in Kleinstkonzentrationen im Wasser vorkommen.
Die Nachweisbarkeit einer Substanz sagt zunächst nichts über deren Risiken aus. Für den Menschen ist die Anwesenheit von Stoffen im Konzentrationsbereich unterhalb einiger Mikrogramm bis Nanogramm in der Regel belanglos.
Die wenigsten Menschen können Milli, Mikro, Nano, Piko unterscheiden oder gar einordnen. Ist nun 100ng/l viel mehr als 0.1 Mikrogramm/l – und wie viel ist im Vergleich dazu dann 0.000‘000‘1 g/l? Was ist darunter zu verstehen? Die folgenden Grössenvergleiche mögen die Kleinstmengen vielleicht etwas fassbarer machen:
Spurenstoffe stellen für den Konsumenten in aller Regel keine gesundheitliche Gefährdung dar. Dennoch ist das Vorhandensein dieser Stoffe im Trinkwasser – wie auch in anderen Lebensmitteln - klar unerwünscht. Die Wasserversorger kämpfen für eine Verringerung der Stoffeinträge in die Gewässer und somit ins Trinkwasser. Wasserversorger, Behörden und Verbände setzen sich daher für den Schutz der Ressource Wasser ein. Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches fordert beispielsweise, alle langlebigen künstlichen Substanzen (z.B. Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte) im Grundwasser auf maximal 0,1 Mikrogramm pro Liter zu beschränken, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch in den Grundwasserschutzzonen S2 und S3 zu verbieten und das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel zu verschärfen. Trinkwasser soll wenn immer möglich nur mit wenig oder gar keiner Aufbereitung gewonnen werden. Damit das so bleibt, muss der Hebel an der Quelle angesetzt werden. Stoffe sollten möglichst nicht in den Wasserkreislauf gelangen und wenn doch, möglichst früh daraus entfernt werden. Kläranlagen mit einer Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen aufzurüsten ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein wirkungsvoller Schutz der Ressource Wasser ist nötiger denn je. Durch einen umsichtigen Umgang mit Medikamenten, Chemikalien oder Waschmittel kann jeder einen kleinen Beitrag für den Erhalt unserer guten Wasserqualität leisten.
Keine Gefahr für unsere Gesundheit - mit Stellungnahme des BAG
Artikel im 20Min vom 22. November 2012
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (0)