Stadtgestaltung muss sich entwickeln, Städte verändern sich jedoch über einen langen Zeitraum. Daher muss jedes heutige Projekt die nötigen radikalen Veränderungen bereits enthalten. Dafür müssen wir unsere tägliche Baupraxis mit einer gewissen Distanz betrachten. Es braucht einen Paradigmenwechsel, der prioritär in die Praxis umgesetzt wird.
Die Anwendung des Konzepts der Schwammstadt ist dabei einer der wichtigsten Ansatzpunkte. Demnach müssen wir unsere Böden entsiegeln und auflockern, um sie porös zu machen. So lässt sich Wasser an Ort und Stelle bewirtschaften. Betrachten wir es als Ressource und nicht als Abfall, den wir entsorgen müssen. Darüber hinaus gewinnen wir in einer solchen Stadt den Boden mit all seinen Funktionen wieder und sehen in ihm nicht nur das Fundament für menschliche Aktivitäten.
In Lausanne werden bereits die ersten Schwammstadt-Projekte umgesetzt, z. B. im Ökoquartier Plaines-du-Loup. Diese Entwicklungen sind erfreulich. Es wäre jedoch falsch, zu glauben, dass diese ersten Schritte ausreichen werden, um die Herausforderungen künftiger Generationen zu bewältigen. Wir müssen noch viel weiter gehen und dazu vielleicht auch einen Schritt zurück machen. Erfreuen wir uns doch daran, dass der Boden aufbricht, weil ein Baum wächst. Fördern wir dieses Wachstum mit Trottoirs aus Kies. Auch Pfützen sind gut, denn sie dienen Vögeln als natürliche Wasserquelle. Unsere Ansprüche an Komfort müssen sich ändern. Erfinden wir einen neuen Standard, welcher der neuen Situation gerecht wird. Gehen wir von dem Grundsatz aus, dass jede Oberfläche wasserdurchlässig ist. Diese Vorstellung ist nicht nur spannend, sondern auch durchaus nicht unmöglich, wenn wir etwas Mut beweisen und an die Zukunft unserer Städte glauben.
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