Die bestehenden ARA Staz (St. Moritz, Celerina und Pontresina), Sax (Samedan und Bever) sowie die ARA Furnatsch (La Punt, Madulain, Zuoz und S-chanf) wurden zwischen 1971 und 1983 gebaut. Sie können die Forderung einer ganzjährigen Nitrifikation nur teilweise erfüllen und sind trotz mehreren Ausbauschritten technologisch weitgehend ausgereizt. Deshalb wurde beschlossen, die Abwässer künftig in einer gemeinsamen ARA, in der sich nun im Bau befindlichen ARA Oberengadin, zu reinigen.
Die ARA Oberengadin ist modular aufgebaut. Dies ermöglicht es, auf die grossen saisonalen Schwankungen zu reagieren. Fünf Sequencing-Batch-Reaktoren (SBR) werden ausgerüstet, ein sechster wird gebaut und kann im Bedarfsfall ausgerüstet werden. Die SBR werden dynamisch gesteuert. Dadurch können die SBR bei allen Belastungsfällen optimal und energieeffizient betrieben werden – und die kurze Saisonspitze über Neujahr aufgefangen. Die Denitrifikation kann optimiert und damit der Bedarf an Kreide minimiert werden. Die Faulanlage aus drei Faulbehältern mit je 1500 m3 Volumen wird multifunktional betrieben. So dient ein Faulbehälter im November als Stapelraum für Zentratwasser und ermöglicht das «Anzüchten» von Nitrifikanten vor der Saison. In der Hauptbelastungszeit werden die Faulräume gefüllt; in der Nebensaison wird der ausgefaulte Schlamm entwässert, was die Rücklaufbewirtschaftung verbessert.
Bei der Anlagendisposition wurde konsequent auf kurze Wege und optimierte Betriebsabläufe geachtet. Wegen der dreidimensionalen Planung der ARA Oberengadin können vor der Ausführung Probleme erkannt und Massnahmen getroffen werden.
Die Maschinendisposition kann mit dem zukĂĽnftigen Betriebspersonal besprochen und optimiert werden. Auch wurde der zukĂĽnftige Betreiber sehr frĂĽh in die Planung miteinbezogen. Die Betriebskosten werden in 45 Jahren die Investitionskosten ĂĽbersteigen.
Beim SBR-Verfahren werden Komponenten eingesetzt, die einen möglichst flexiblen Betrieb und das Einstellen von verschiedenen Selektionsbedingungen erlauben.
Der grösste Teil des Einzugsgebietes wird über den bereits gebauten, 16 km langen Abwasserkanal in die neue ARA Oberengadin entwässert. Um Entlastungen in das empfindliche Gewässersystem möglichst klein zu halten, sollen die Regenbecken gesteuert und bewirtschaftet werden.
Die lange Fliesszeit bis zur ARA und ein noch zu planendes Prognosetool mit Regendaten und allenfalls Wettervorhersagen sollen den dynamischen Betrieb unterstĂĽtzen. Die Innovation wird vorwiegend ĂĽber die zukĂĽnftige Steuerung erfolgen. Das Leitsystem soll deshalb Module wie Personennotalarmierung, Personaleinsatzplanung, Energieoptimierung, Wartungsplanung sowie Datenauswertung, Visualisierung und Weitergabe unter einem System vereinen.
Um die Möglichkeiten der ARA jederzeit optimal ausnützen zu können, wird dem Personal eine Simulationssoftware bereitstehen, die es erlaubt, Betriebsvarianten vorgängig zu prüfen.
Die Anlagendisposition und die Landreserven erlauben es, eine allfällige 4. Reinigungsstufe ohne Einsatz von Pumpenergie nachzurüsten.
Angeschlossene Einwohner: 8 000
Ausbaugrösser: 90 000 EW
Belastung: 20 000 bis 90 000 EW
Max. Belastung: 110 000 EW
Abwasseranfall: 13 000 bis 21 000 m3/d; 5 000 000 m3/a
Stromverbrauch: 1,6Â GWh/a
Stromproduktion: 1,6Â GWh/a
Abwasserleitung: 16,9Â km
5 SBR mit je 2700 m3 Volumen
2 BHKW mit je 320 kW el. Leistung
Rund 100 Kläranlagen in der ganzen Schweiz werden in den kommenden Jahren technisch aufgerüstet. Dank einer zusätzlichen Reinigungsstufe sollen künftig problematische Mikroverunreinigungen eliminiert werden. Aqua & Gas stellt monatlich jeweils eine ARA vor, die entweder erweitert wird oder sonst mit speziellen Herausforderungen konfrontiert ist.
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