Am 7. Juli 1959 wurden die Gemeindevertreter von Balerna, Castel San Pietro, Chiasso, Coldrerio, Morbio Inferiore, Novazzano und Vacallo sowie weitere Ämter und Verbände offiziell über das Vorhaben einer zentralen Abwasserreinigung des Basso Mendrisotto informiert. Bereits am 31. Juli wurde zu diesem Zweck der Verband von Chiasso und Umgebung (CDACD) gegründet.
Nach der Ausarbeitung der Machbarkeitsstudie wurde 1962 die Kanalisation entlang des linken Breggia-Ufers bewilligt. Zeitgleich mit dem Bau der Autobahn wurde sie realisiert, während mit dem Bau der Abwasserreinigungsanlage noch zugewartet wurde. Erst nach Inkrafttreten des revidierten Gewässerschutzgesetzes und mit den einhergehenden Fördermitteln wurde 1972 sowohl mit der Verlegung der Ortskanäle sowie mit dem Bau der Klärbecken, des Pumpwerkes und der Reinigungsanlage begonnen.
Heute sammelt und reinigt die Kläranlage das Abwasser von Chiasso, Balerna,
Breggia, Castel San Pietro, Coldrerio, Morbio Inferiore, Novazzano und Vacallo. Sowohl die mechanische Vorklärung als auch die nachfolgende Schlammbehandlung wurden zwischen 2009 und 2013 erneuert. Das in zwei Wasserstrassen geteilte Abwasser durchläuft Grob- und Feinrechen, Sandfang, Vorklärung, Belebungsbecken sowie die abschliessende Nachklärung. Dank zweier Faultürme mit je 1100 m3 Volumen kann aus dem anfallenden Klärschlamm viel Biogas gewonnen werden. Zwei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen produzieren genügend thermische Energie, um den kompletten Wärmebedarf sowie 60% des elektrischen Bedarfs der Anlage zu decken.
Die Kläranlage liegt nahe am Wohngebiet von Vacallo. Um die üblen Geruchsemissionen der ARA zu reduzieren, wurden zwei Biofilter installiert.
70% des weltweit geschürften Goldes wird in der Schweiz raffiniert. Und zwei der vier Schweizer Raffinerien befinden sich im Einzugsgebiet des CDACD. Gemäss VSA gehören Raffinerien zu den industriellen Betrieben, deren Abwässer stark belastet sind. Dank Mediation durch Kantonsbehörde und Amt für Umweltschutz ergriffen die Raffinerien als auch die ARA betriebliche Massnahmen, um die Belastung der Anlage einzuschränken.
Die Herausforderungen für die Zukunft sind gross. Derzeit stehen die Erneuerung der biologischen Reinigungsstufe sowie die Aufrüstung mit der 4. Reinigungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen an. Noch wird das hierfür geeignete Verfahren eruiert. Mit dem Einbau von Nitrifikation/Denitrifikationsprozessen wird es auch im Herzen der ARA zu Änderungen kommen. Durch das Hinzukommen der Biofiltration wird zudem die Qualität des gereinigten Abwassers verbessert und dabei den begrenzten Raum der ARA aufs Optimalste genutzt. Auch wird die Kapazität von aktuell 36 000 auf 52 800 angeschlossene Einwohner ausgebaut.
Die aktuellen und künftigen Aufgaben mögen zahlreich und fordernd sind, doch sollte man sich dabei stets auf die Worte der Naturforscherin Loren Eiseley besinnen: «Falls es Magie auf diesem Planeten geben sollte, dann ist sie im Wasser enthalten.»
Angeschlossene Einwohner: 29 000
Ausbaugrösse: 36 000 EW
Mittlere Belastung: 34 000 CSB; in EW
Abwasseranfall: 5 500 000 m3/a
Klärschlammanfall: 890 tTR/a
Klärgasanfall: 300 000 Nm3/a
Stromverbrauch: 820 000 kWh/a
Stromproduktion: 510 000 kWh/a
Länge Leitungsnetz: 50 km
Das erste Gewässerschutzgesetz von 1957 führte schweizweit zum Bau von Abwasserreinigungsanlagen (ARA). Seitdem wurde deren Ausbaugrad stetig verbessert. Nun steht für rund 100 ARA der nächste Ausbauschritt an: die Aufrüstung für die Elimination von Mikroverunreinigungen. Wie gehen die Schweizer ARA diese und andere neue Herausforderungen an? In ARA-Kurzporträts werden hier die vielfältigen Vorgehensweisen vorgestellt.
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