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29. August 2017

Porträt

ARA Vorderes Prättigau

Rund 100 Kläranlagen in der ganzen Schweiz werden in den kommenden Jahren technisch aufgerüstet. Dank einer zusätzlichen Reinigungsstufe sollen künftig problematische Mikroverunreinigungen eliminiert werden. Aqua & Gas stellt an dieser Stelle jeweils eine ARA vor, die entweder erweitert wird oder sonst mit speziellen Herausforderungen konfrontiert ist. Bei der ARA Vorderes Prättigau beträgt der elektrische Eigenversorgungsgrad bereits 85%. Nun steht hinsichtlich Energieeffizienz die weitere Optimierung der Nebenaggregate an.
Die ersten Gemeinden schlossen sich 1974 zu einem Zweckverband zusammen, mit dem Ziel, eine ARA auf dem Gemeindegebiet von Seewis zu erstellen. Der Bau dieser ersten Kläranlage war 1983 abgeschlossen. Seit dem Anschluss weiterer Gemeinden im Jahr 1987 trägt der Verband den Namen Abwasserverband Vorderes Prättigau (AVVP). Nach den notwendigen Erweiterungen und Sanierungen Mitte der 1990er-Jahre wurde 2003 auf der ARA die Klärschlammfaulung in Betrieb genommen, die das eigene Blockheizkraftwerk mit Gas versorgt. In die 2009 begonnenen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten wurde im Jahr 2011 das Konzept für eine energieautarke Kläranlage integriert. Diese neue Anlage ist seit Herbst 2015 in Betrieb und die bisherigen Ergebnisse bestätigen, dass Eigenversorgungsgrade bezüglich Elektrizität und Wärme von 100% unter Einhaltung der Einleitbedingungen erreicht werden können.
ARA Vorderes Prättigau heute

Heute reinigt die ARA das Abwasser von ca. 9000 Einwohnern aus den sieben Verbandsgemeinden Fideris, Furna, GrĂĽsch, Jenaz, Luzein, Schiers und Seewis.
Statt einer Vorklärung wird in der ARA Vorderes Prättigau eine Hochlastbiologie betrieben, die auf dem Prinzip beruht, dass die organische Fracht an den Belebtschlamm adsorbiert. Die Hochlastbiologie wird mit einem äusserst niedrigen Schlammalter betrieben. Durch Rezirkulation von nitrathaltigem Abwasser aus der Nachklärung und einer zuschaltbaren Belüftung ist die Sauerstoffversorgung sichergestellt. Nach der Zwischenklärung gelangt das Abwasser mit ca. 25% der ursprünglichen organischen Belastung in die Schwachlastbiologie. Diese ist als Hybrid-Wirbelbett-Verfahren, d. h. als Kombination des klassischen Belebtschlammsystems mit auf einem Trägermaterial aufgewachsenem Biofilm, konzipiert. Sowohl in der Hochlast- als auch in der Schwachlastbiologie wird Fällmittel zugegeben, so dass Phosphat in einer zweistufigen Simultanfällung aus dem Abwasser entfernt wird.
Der Überschussschlamm wird mechanisch eingedickt und der anaerob mesophilen Schlammfaulung mit zwei parallel betriebenen Faultürmen zugeführt. Das produzierte Klärgas wird im Blockheizkraftwerk verwertet.
Das Besondere an der ARA Vorderes Prättigau ist, dass durch das Adsorptionsverfahren und das geringe Schlammalter in der Hochlast-Stufe weniger Energie für die Oxidation der Abwasserinhaltsstoffe benötigt wird und mehr Energie aus der Verwertung des Faulgases zur Verfügung steht. Schon heute beträgt der elektrische Eigenversorgungsgrad über 85%.


ZukĂĽnftige Ausrichtung

Die grösste Herausforderung für die ARA Vorderes Prätigau ist aktuell die weitere Optimierung der Nebenaggregate, die altersbedingt relativ viel Strom benötigen. Die biologische Stufe mit ganzjähriger vollständiger Nitrifikation braucht hingegen nur 37% der gesamten Strommenge.
Ebenfalls wird zukĂĽnftig der Fokus auf eine intelligente Steuerung und Regelung der verschiedenen Prozesse gerichtet

KENNZAHLEN
Angeschlossene Einwohner: 9000
Ausbaugrösse (in EW): 15 500
Mittlere Belastung (CSB in EW): 9400
Abwasseranfall (m3/a): 880 000
Klärschlammanfall, Frischschlamm/entwässert (t TR/a): 340
Klärgasanfall (Nm3/a): 160 000
Stromverbrauch (kWh/a): 430 000
Länge Leitungsnetz (km): 18

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