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Fachartikel
02. Oktober 2024

Interview

«Schwammstadt-Prinzip spielt zentrale Rolle in der Entwässerungsstrategie»

Die Gemeinde Birsfelden hat dieses und letztes Jahr erste Schwammstadt-Pilotprojekte umgesetzt, die von externer Fachexpertise begleitet und durch Monitoring überwacht werden. So sollen praktische Erfahrungen gesammelt und die Massnahmen stetig verbessert werden. Die Pilotanlagen sind Teil des umfassenden Projekts «Schwammstadt Birsfelden». Im Interview, das im August geführt wurde, berichten die Birsfelder Gemeinderätin Désirée Jaun und der Leiter der Technischen Verwaltung, Rainer Prüss, über die Hintergründe und Ziele dieses Projekts wie auch über die ersten Schritte, die bereits gemacht wurden.
Margarete Bucheli 

Wie sieht aktuell die Situation in Birsfelden aus hinsichtlich der Regenwasserbewirtschaftung und des örtlichen Wasserkreislaufs?

Im Wohngebiet mit rund 10 500 Einwohnern ist ein Grossteil der Liegenschaften und Strassen an ein Mischsystem angeschlossen, d. h., das anfallende Regenwasser und die häuslichen Abwässer werden gemeinsam auf die Kläranlage nach Basel geleitet. Birsfelden befindet sich in der vorteilhaften Lage, dass mit Rhein- und Birsschotter gute Bedingungen für die Versickerung gegeben sind. Deshalb wird schon seit über 20 Jahren – festgehalten in der ersten Generellen Entwässerungsplanung (GEP) aus dem Jahr 2000 – bei Neubauten auf die Versickerung vor Ort gesetzt. Bei Be­standswohnbauten und bei Strassen gibt es allerdings noch viel Potenzial zur Erhöhung der Versickerung.

«Eine hydraulische Studie zeigte auf, dass wir entweder einen Millionenbetrag in die Vergrösserung der Kanalisation investieren oder konsequent dezentrales Regenwassermanagement umsetzen müssen.»

Rund ein Drittel des Gemeindegebiets von Birsfelden macht das Hafenareal aus. Hier sieht die Situation anders aus als in den Wohngebieten. Aufgrund der hier vorliegenden belasteten Standorte und des Transports von wassergefährdenden Stoffen ist die Versickerung nur in Einzelfällen möglich. Regenwasser wird stattdessen über ein Trennsystem mit einer Regenwasserleitung, die mit einem Ölabscheider und Havariebecken ausgestattet ist, in den Rhein geleitet. Doch auch hier sind bei Weitem noch nicht alle Betriebe angeschlossen. Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass Birsfelden, obwohl urban geprägt, erfreulicherweise noch über viele unversiegelte Grünflächen verfügt.

Ende letzten Jahres informierte die Gemeinde Birsfelden über ein erstes Pilotprojekt, das im Rahmen des umfassenden Projekts «Schwammstadt Birsfelden» umgesetzt wird. Was war der Auslöser, das Schwammstadt-Projekt zu lancieren, und welche Ziele will man damit erreichen?

Seit einiger Zeit beschäftigt uns das Thema Klimawandel intensiv. Die Klimaanalysekarten zeigen deutlich die zunehmenden Hitze-Hotspots von Birsfelden in den dichter besiedelten Gemeindeteilen und im Hafen. Auch war uns klar, dass die Kanalisation in manchen Gebieten bereits jetzt am Anschlag ist, wenn es darum geht, die bei Starkregen anfallenden Wassermengen aufzunehmen. Konkreter Anlass, das Schwammstadt-Projekt zu starten, war dann die anstehende Sanierung der Kantonsstrasse und die damit verbundenen Werkleitungsbauten. Eine hydraulische Studie zeigte im Frühjahr letzten Jahres auf, dass wir entweder einen Millionenbetrag in die Vergrösserung der Kanalisation investieren oder konsequent dezentrales Regenwassermanagement umsetzen müssen. Für Gemeinderat und Technische Verwaltung war klar, dass diese zweite Variante sinnvoller ist, weil sie das Problem an der Quelle angeht und zusätzliche Vorteile für Ökologie und Stadtklima bietet. So starteten wir mit der Ausarbeitung des Schwammstadt-Konzepts.

Dabei gilt, dass wir das vorhandene Entwässerungssystem weiter nutzen wollen, doch sollen kaum finanzielle Mittel in den Ausbau des Kanalisationsnetzes gesteckt werden. Stattdessen setzen wir – gerade im Hinblick auf stärkere Regenereignisse – auf dezentrale Schwammstadt-Lösungen. Das bestehende Leitungsnetz wird weiterhin nachhaltig unterhalten. So läuft im Moment ein grosses Projekt der Zustandserfassung und Sanierung mittels Inliner-Verfahren derjenigen Leitungen (inklusive Hausanschlüsse), die in einem schlechtem Zustand sind.

Ein erster Schritt des Projekts ist die Evaluation des Potenzials für die Einführung von Schwammstadt-Massnahmen in der Gemeinde. Was haben diese Abklärungen ergeben?

Auf dem Gemeindegebiet von Birsfelden gibt es ein grosses Potenzial, Regenwasser von der Mischwasserkanalisation abzutrennen und zu verdunsten oder zu versickern. In Zahlen ausgedrückt: Derzeit wird eine Fläche von rund 90 Fussballfeldern (Dächer, Vorplätze, Strassen) über die Kläranlage entwässert. Bei zwei Dritteln dieser Fläche handelt es sich um private Liegenschaften im Wohn- und Hafengebiet. Der Rest sind Strassen und gemeindeeigene Gebäude.

Die Flächen im Strassenraum sind grösstenteils am Kanalnetz angeschlossen. Dabei könnte das Regenwasser von Strassenflächen im Wohngebiet von Birsfelden vermehrt über Grünbereiche versickert werden. Vor allem bei Erschliessungsstrassen in den Wohnquartieren mit geringer Verkehrslast bieten sich Möglichkeiten zur Begrünung des Strassenraums an. So ist zum Beispiel in Begegnungszonen das Potenzial für Schwammstadt-Massnahmen sehr hoch.

Bei den Liegenschaften – privaten und gemeindeeigenen – ist das Potenzial noch wesentlich grösser. Hier geht es vor allem um die Entsiegelung von Vorplätzen und das Verdunsten und Versickern von Dachwasser über Versickerungsmulden. Wir gehen davon aus, dass wir für rund die Hälfte der zurzeit noch auf die Kläranlage entwässernden Flächen ein dezentrales Regenwassermanagement einführen können.

Zudem wurde für das ganze Gemeindegebiet ein Konzept erarbeitet und dem Gemeinderat vorgelegt. Was beinhaltet dieses?Zunächst werden die Ziele des Schwammstadt-Konzeptes aufgezeigt: Durch vermehrte Rückhaltung, Verdunstung und Versickerung wird das Kanalnetz entlastet. Das Schwammstadt-Prinzip spielt damit eine zentrale Rolle in der Entwässerungsstrategie. Ziel ist es, bis 2040 etwa 45 bis 50 Prozent der befestigten Fläche, die heute am Mischabwasserkanalnetz angeschlossen ist, abzutrennen. Nebst der Optimierung der Entwässerung bringen die Schwammstadt-Massnahmen zudem weitere Vorteile: Eine vegetationsreiche Oberflächengestaltung, welche die vermehrte Versickerung und Verdunstung ermöglicht, führt zu weniger Hitze an heissen Sommertagen und in Tropennächten. Sie schafft damit eine höhere Aufenthaltsqualität und dient damit der Klimaanpassung. Die Grünflächen fördern die Ökologie durch die Schliessung des Wasserkreislaufs und mehr Fläche für Biodiversität. Im zweiten Teil zeigt das Schwammstadt-Konzept für die Handlungsfelder Strassenraum, private Liegenschaften und gemeindeeigene Liegenschaften die aktuell bestehenden Defizite sowie Potenziale auf. In einer Toolbox werden konkrete Umsetzungsbeispiele für verschiedene Massnahmen aufgezeigt.

In welche weiteren Planungen der Gemeinde soll das Konzept einfliessen?

Als Querschnittsthema werden die Schwammstadt-Prinzipien in allen Bauprojekten aufgegriffen, von der Strassensanierung bis hin zur Schulhofgestaltung. Aber auch für die verschiedenen Quartierplanungen und Arealentwicklungen ist das Konzept Planungsgrundlage. Daneben koordinieren wir das Schwamm­stadt-Konzept mit den verschiedenen Konzepten im öffentlichen Raum, vom Leitbild Natur über die Parkplatzkonzepte bis hin zur anstehenden Überarbeitung der Zonenplanung. Und natürlich ist es die Grundlage für die Generelle Entwässerungsplanung, die wir zurzeit erneuern.

«Als Querschnittsthema werden die Schwammstadt-Prinzipien in allen Bauprojekten aufgegriffen, von der Strassensanierung bis hin zur Schulhofgestaltung.»

Aktuell werden bereits verschiedene Pilotprojekte umgesetzt. Was sehen diese Projekte im Detail aus?

Als letztes Jahr Verkehrsberuhigungsmassnahmen an einer Kreuzung im Wohngebiet umgesetzt werden sollten, haben wir die Gelegenheit genutzt und kurzfristig Ver­sickerungsmulden mit Bäumen bei den Einengungen eingeplant. Regenwasser von Strasse und Trottoir fliesst durch Lücken in den Randsteinen in diese tiefergesetzten Flächen und wird dort von den Pflanzen aufgenommen oder versickert. Obwohl dies entwässerungsmässig gut funktioniert, mussten wir erfahren, dass diese Kombination nicht ideal ist. Die neuen Behinderungen im Verkehrsfluss wurden kontrovers diskutiert und mit den Schwammstadt-Aspekten vermischt. Auch gab es mehrere Fahrzeuge, die mit den Rädern in die Mulden gerieten. So hatte das erste Pilotprojekt insgesamt einen schweren Start. Inzwischen blühen aber die Pflanzen und die Bäume entwickeln sich. Ausserdem haben wir auch ein wenig nachgebessert, sprich die Beete und die Verkehrsführung mit den Markierungen angepasst. Damit werden die Mulden auch von der Bevölkerung positiver wahrgenommen.

«Die Beteiligung der Privaten, seien dies Besitzende von Einfamilienhäusern, grosse Liegenschaftsverwaltungen oder Gewerbebetriebe, ist entscheidend, da dort das grösste Potenzial liegt.»

Anders unser zweites Pilotprojekt, bei dem wir bestehende Rabatten, die ohnehin neu bepflanzt werden mussten, in diesem Frühjahr in Versickerungsmulden umgestalteten. Hier fliesst ebenfalls das Wasser von Strasse und Trottoir zu. Es wurde eine Staudenmischung gewählt, die auch schnell wachsende und blühende Pflanzen enthält. Hierzu erhielten wir schon so manche positive Rückmeldung aus der Bevölkerung.Der dritte Pilot ist simpel. Mehrere Trottoire, die aufgrund von Werkleitungsbauten aufgerissen wurden, haben wir nicht wieder mit Asphalt, sondern mit Sickerbetonsteinen erstellt. Hier befinden wir uns wirklich in einer Probierphase. Wir wollen mit den verschiedenen Systemen Erfahrungen sammeln, bevor wir Entscheidungen für die Gestaltung grosser Flächen treffen.

Betreffen die Schwammstadt-Massnahmen nur den öffentlichen Raum oder sollen auch private Grundstückseigentümer mit ins Boot geholt werden? Wie gehen Sie vor, um diese im Projekt einzubinden?

Die Beteiligung der Privaten, seien dies Besitzende von Einfamilienhäusern, grosse Liegenschaftsverwaltungen oder Gewerbebetriebe, ist entscheidend, da dort das grösste Potenzial liegt. Hier wollen wir Anreize schaffen, damit auch im Bestand Schwammstadt-Massnahmen umgesetzt werden. Ende September wird in der Gemeindeversammlung über die Totalrevision des Abwasserreglements abgestimmt, das neu eine Förderung von klimaangepasstem Regenwassermanagement vorsieht. Wer Regenwasser von Dach oder Vorplätzen abtrennt, soll künftig pro Quadratmeter 40 Franken Förderung respektive 75 bis 90 Prozent der Projektkosten erhalten. Je höher der Klima- und ökologische Wert des Projektes ist, desto höher wird dieser Prozentsatz gewählt. Wir sind gespannt auf die Abstimmung; die Reaktionen aus der öffentlichen Vernehmlassung und der kantonalen Vorprüfung sind auf jeden Fall ermutigend.

Uns ist bewusst, dass wir diese Möglichkeiten gut kommunizieren und auch ein entsprechendes bürgernahes Beratungsangebot aufbauen müssen. Da werden wir in den nächsten Monaten, sofern die Revision vom Souverän angenommen wird, noch recht gefordert sein. Aktuell nutzen wir bereits die Zustandserfassung und die erforderlichen Sanierungen von Hausanschlüssen, um die Liegenschaftsbesitzenden über die Möglichkeiten der dezentralen Regenwasserversickerung zu informieren und auf das Förder- und Beratungsangebot hinzuweisen.

Schwammstadt ist ein Querschnittsthema. Wie gehen Sie vor, um das Thema in Ihrer Gemeinde aufzugleisen und alle Fachleute zusammenzubringen?

Eine grosse Herausforderung ist sicher, dass das Schwammstadt-Konzept für Birsfelden nicht ein Papiertiger bleibt, sondern gelebt wird. Bevor wir es bei einer Planergemeinschaft von Entwässerungsingenieuren und Landschaftsarchitekten in Auftrag gaben, hatten wir in einem internen Workshop mit den verschiedenen Fachabteilungen erarbeitet, was Ziel und Inhalt eines solches Konzepts sein sollte. Die Erstellung des Konzepts erfolgte dann gemeinsam mit den Fachabteilungen. Jetzt sehen wir einen weiteren Workshop zur Vorstellung der Ergebnisse vor. Dort soll auch ein Ausblick auf die Umsetzung gemacht werden. Aber letztlich ist es eine Daueraufgabe in der Kommunikation. Unser Wunsch ist, dass jede grössere Planung, jedes Projekt von Anfang an die Schwammstadt-Aspekte integriert und mitdenkt. 

Und wie involvieren Sie die Bevölkerung beim Schwammstadt-Projekt?

Da haben wir sicher noch Luft nach oben. Im Gemeindeanzeiger haben wir immer wieder über die Pilotprojekte informiert, auch stehen Infotafeln bei den Massnahmen. Daneben ist auf der Website von Birsfelden eine Seite mit Informationen zum Schwammstadt-Konzept und zu den Pilotprojekten zu finden. Im Frühjahr 2025 planen wir zudem einen Infoanlass zu diversen klimarelevanten Themen, darunter auch Biodiversität und Energie.

Schliesslich beziehen wir die Bevölkerung natürlich auch bei konkreten Projekten ein. So erneuern wir zurzeit den Schulaussenraum einer unserer Primarschulstandorte in einem partizipativen Prozess. Diese Erneuerung beinhaltet auch Schwammstadt-Elemente. Bevölkerung und Kinder durften bei der Planung mitreden und auch bei der Umsetzung sind Mitmachtage für Schüler und Jugendliche aus dem Quartier eingeplant.

Schwammstadt-Elemente brauchen Platz. Gibt es diesbezüglich Konflikte mit anderen Raumansprüchen? Wie wollen Sie diese lösen?

Bei Neubauten oder grossen Umbauten, ob private Gärten, öffentliche Parkanlagen oder Strassensanierungen, können Schwammstadt-Elemente oft recht einfach integriert werden. Schwieriger ist es bei bestehenden Häusern, wo nicht immer der benötigte Platz für Retentionsflächen zur Verfügung steht. Auch Strassen im Bestand sind eine grosse Herausforderung, denn es gibt zahlreiche Ansprüche und Aspekte, die alle unter einen Hut gebracht werden müssen: fliessender Verkehr, ruhender Verkehr, Grünflächen und Bäumen, möglichst mit Versickerung, sowie auch Aufenthaltsqualität oder Sicherheitsaspekte, wie eigene Velostreifen oder breite Trottoire. Einerseits sind wir daran, die verschiedenen Aspekte in einem Entwicklungskonzept «Öffentlicher Raum» zu koordinieren. Andererseits sind in den konkreten Objekten immer wieder Kompromisse und Einzellösungen gefragt.

Schwammstadt-Elemente brauchen Pflege und Unterhalt, um langfristig ihre Funktion zu erfüllen. Was ist hierfür vorge­sehen?

Im öffentlichen Raum ist unsere Gärtnerei, das Team Grün unseres Werkhofs, für Pflege und Unterhalt verantwortlich. In manchem nimmt der Aufwand zu, bei anderem wird es aber auch einfacher. Entscheidend ist, dass wir uns ständig um die Weiterbildung der Mitarbeitenden kümmern. Zum Glück sind unsere Mitarbeitenden sehr engagiert und interessiert. Teil aller Schwammstadt-Projekte ist immer – bereits von Beginn weg – ein Pflegekonzept. Vieles liegt natürlich bei den Privaten, die ihre Anlagen unterhalten müssen. Schliesslich haben wir auch Kombinationen, zum Beispiel Baumpatenschaften, angedacht.

Für Schwammstadt-Elemente braucht es ein Monitoring, um Erfahrungen zu Funktionalität und Vegetationsentwicklung zu sammeln. Wie sehen Ihre Pläne hierfür aus?

Für die Pilotprojekte haben wir zwei Monitoringaufträge erteilt, die vorerst bis Herbst 2025 laufen. Ein Ingenieurbüro überwacht die technischen Aspekte: Wie gut funktioniert die Entwässerung der Strasse in die Tiefbeete? Wie oft springt der Überlauf der Versickerungsmulden an? Gibt es Senkungen beim versickerungsfähigen Trottoir? Eine Pflanzenspezialistin untersucht gleichzeitig die Vegetationsentwicklung: Wie entwickeln sich die Stauden und Bäume? Welche Schädlinge treten auf etc.? Daraus erhoffen wir uns Erkenntnisse für zukünftige Projekte.

Zu den Vorbehalten, die gegenüber Schwammstadt-Elementen immer wieder geäussert werden, gehört die Begünstigung der Vermehrung von Mücken, vor allem von potenziell schädlichen Mücken wie der Tigermücke, die in Birsfelden auch schon aufgetreten ist. Wie wollen Sie diese Problematik angehen?

Die Tigermücke bekämpfen wir intensiv in Birsfelden, im Fokus sind dabei stehende Wasserflächen, die beispielsweise in Strassensammlern vorkommen. Bei den Versickerungsmulden und anderen Schwammstadt-Massnahmen erwarten wir keine Probleme, weil das Wasser in wenigen Stunden, höchstens ein bis zwei Tagen, versickert. Da die Tigermückenlarven mindestens eine Woche stehendes Wasser zur Entwicklung benötigen, stellen solche Elemente keine Gefahr dar.

Für den Kanton Basel-Landschaft wurde eine Richtlinie zu Retention erarbeitet, in der unter anderem gefordert wird, dass auf abflusswirksamen Flächen 12 Millimeter Regenwasser während einer Stunde zurückzuhalten sind. Was bedeutet diese neue Richtlinie für das Schwammstadt-Projekt Birsfelden? Werden Anpassungen nötig sein?

Die Richtlinie Retention deckt sich weitgehend mit unseren Planungen. Die Vorgaben des Richtlinienentwurfs sind bereits in unser Schwammstadt-Konzept eingeflossen. Deshalb sind nun keine Anpassungen mehr nötig. Zudem begrüssen wir es sehr, dass auf kantonaler Ebene jetzt eine verbindliche Grundlage vorliegt.

Wie soll die Umsetzung der Schwammstadt-Strategie in Birsfelden finanziert werden?

Ein Grossteil der Finanzierung, insbesondere die Förderung von klimaangepasstem Regenwassermanagement, erfolgt über die Spezialfinanzierung Abwasser. Eine Gebührenanpassung hingegen braucht es nicht. Überschlagsmässige Berechnungen haben gezeigt, dass die finanzielle Unterstützung von Schwammstadt-Massnahmen uns rund 20 Prozent günstiger kommen wird, als wenn wir die Mischwasserkanalisation entsprechend ausbauen würden, um sowohl Gewässerschutz als auch rückstaufreien Abfluss im Siedlungsgebiet zu gewährleisten. Und dabei sind die positiven Synergien für Klima und Ökologie noch gar nicht mit eingerechnet.

Zu den Personen
Désirée Jaun ist seit acht Jahren im Gemeinderat Birsfelden tätig und politisch verantwortlich für die Bereiche Umwelt, Ver- und Entsorgung, Strassen, Grünflächen und Verkehr. Zudem ist sie seit 2018 Landrätin im Kanton Basel-Landschaft und Mitglied der kantonalen Umweltschutz- und Energiekommission.
Nach dem Studium des Bauingenieurwesens war Rainer Prüss einige Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika tätig. Anschliessend arbeitete er für verschiedene Ingenieurbüros in der Nordwestschweiz, wo er Gemeinden und Verbände bei der Planung und Umsetzung von Projekten der Siedlungswasserwirtschaft begleitete. Seit 2022 leitet er die Technische Verwaltung der Gemeinde Birsfelden.

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