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Fachartikel
15. August 2023

Interview

Corrado Noseda: «Wir müssen mit dem leben, was vom Himmel kommt»

Die Wasserversorgung im südlichsten Zipfel der Schweiz, dem Mendrisiotto, befindet sich im Wandel: weg von dezentralen, nicht vernetzten Infrastrukturen hin zu einer regional aufgestellten Wasserversorgung. Corrado Noseda, Direktor der Industriellen Betriebe Chiasso AGE, beschreibt im Interview die laufenden Entwicklungen, die sicherstellen sollen, dass das zukünftige Wasserversorgungssystem des Mendrisiotto für die Herausforderungen des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums gut gerüstet ist.
Margarete Bucheli 

Am 1. Januar dieses Jahres gab es eine entscheidende Änderung, was die Wasserversorgung in der Region Basso Mendri­siotto angeht. Was ist seit Anfang Jahr neu?

Danke für die Gelegenheit, die neue Aufstellung der Wasserversorgung in unserer Region vorzustellen. Das Basso Mendrisiotto befindet sich im südlichsten Zipfel des Kantons Tessin – und somit der Schweiz. Dort wohnen 25 000 Personen, im und rund um den Hauptort Chiasso. Chiasso verfügt über zwei ergiebige Hauptwasserquellen: eine Grundwasserfassung und eine Bergquelle im nahe gelegenen Muggiotal, die vor 60 respektive 120 Jahren in Betrieb genommen wurden. Letztere weist einen karstigen Charakter auf, was bedeutet, dass sie auf die Wetterlage sehr empfindlich und schnell reagiert, und das sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Wasserqualität. Zudem gibt es verstreut im Gebiet der Nachbargemeinden kleinere Quellen.

Bis vor Kurzem hat jede Gemeinde ihre eigene Wasserversorgung eigenständig betrieben mit zum Teil recht unterschiedlichen, bisweilen empirischen und subjektiven Vorgehensweisen. Da aber mit der Zeit sowohl die Quantitäts- als auch die Qualitätsanforderungen gestiegen sind und die Vorschriften sich deutlich verschärft haben, ist ein solcher Betrieb nicht mehr sinnvoll. Es werden immer vielseitigere und umfangreichere Kompetenzen benötigt, die so rationell wie möglich eingesetzt werden sollten, damit der Wasserpreis für die Bevölkerung nicht untragbar wird. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurde ein Konsortium gegründet namens Servizio Idrico del Basso Mendrisiotto (SIBM; Wasserversorgung des unteren Mendrisiotto), das die Wasserversorgungen der einzelnen Gemeinden abgelöst hat.

Welche Rolle spielt die AGE SA in dieser neuen Wasserver­sorgung?

AGE hat bereits in den letzten Jahren dazu beigetragen, die Rationalisierung des Betriebs der Wasserversorgung in den vier Gemeinden voranzutreiben, die das Konsortium bilden. Nun ist dieses jahrelange Engagement dadurch gekrönt worden, dass der gesamte Betrieb des SIBM in die Hände von AGE gelegt wurde. Das ist für uns eine grosse Ehre und wir können unseren Kundinnen und Kunden versichern, dass wir alles daransetzen werden, damit das Wasser, das sie erhalten, immer den besten Qualitätsstandards entspricht.

Mit welchen Herausforderungen qualitativer und quantitativer Art ist SIBM hinsichtlich der Wasserressourcen und -gewinnung konfrontiert?

Unsere Wasserquellen, insbesondere das Grundwasser, sind sehr ergiebig und der Grundwasserstand ist übers ganze Jahr gesehen relativ konstant. Zumindest waren wir an diese Situation gewöhnt und haben uns bisher keine grossen Sorgen gemacht. Das Einzige, was wir unternahmen, war, die Lage regelmässig zu beobachten. Nicht neu für uns ist auch, dass der Verbrauch im Sommer beträchtlich steigt. In den letzten Jahren wurden wir jedoch mit mehr und mehr Schwierigkeiten konfrontiert. Es ging so weit, dass wir letztes Jahr nicht mehr wussten, ob wir ohne Einschränkungsanordnungen durchgekommen wären. Der Klimawandel und die globale Erwärmung sind also keine Hirngespinste. Der letzte Sommer war in unserer Region der zweitheisseste, seitdem die Messungen durch MeteoSchweiz eingeführt wurden, also seit 1864, und der trockenste seit hundert Jahren. Man denke nur daran, dass gemäss der Datenerhebungen von MeteoSchweiz die Regenmenge im Sommer 2022 um zwei Drittel kleiner war als die Norm.

Zudem sind wir seit 2020 auch noch mit einigen Qualitätsproblemen konfrontiert. Diese werden durch ein paar wenige Chemikalien verursacht, insbesondere durch Chlorothalonil und dessen Metaboliten und Perfluoroctansulfonat (PFOS). Letzteres ist eine sehr hitzebeständige Substanz, die beispielsweise zur Herstellung von Antihaftbeschichtungen für Bratpfannen oder in der Zubereitung von Feuerlöschmitteln verwendet wird. Solche Löschmittel sind zwar in der Schweiz heute nicht mehr erlaubt, aber ich kann mich gut daran erinnern, dass in der Vergangenheit unweit von einer unserer Wasserfassungen immer wieder Löschübungen durch die Feuerwehr durchgeführt wurden. Das Grundwasser steht also wegen der vielfältigen Aktivitäten des Menschen unter enormem Druck. In dieser Hinsicht hat leider die Raumplanung in unserer Gegend viel zu wünschen übriggelassen, sodass wir uns in der heutigen, ziemlich heiklen Lage befinden.

Welches sind die kurz- und mittelfristigen Antworten auf diese Probleme?

Wenn man gerade von der Feuerwehr redet: Wir mussten das PFOS-Problem mit aller Dringlichkeit anpacken und versuchen zu lösen, sonst hätten wir überhaupt kein Wasser mehr aus dieser Grundwasserressource pumpen können. Das heisst, wir mussten in wenigen Monaten eine Aktivkohle-Filteranlage auf die Beine stellen. Alles gelang bestens dank der vollen Unterstützung der verschiedenen involvierten Behörden und vor allem dank der hohen Motivation und dem Engagement unserer Mitarbeiter, die im Projekt tatkräftig mitgemacht haben: Ihnen möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Das war technisch und finanziell eine rechte Herausforderung.

Wie soll die Wassergewinnung langfristig aufgestellt werden?

Die Wasserversorgung in unserer Region muss gründlich überarbeitet werden. Die Zeiten, in denen die einzelnen Gemeinden ihre eigene Quelle und ihr Netz innehatten und etwas empirisch selbst betrieben, sind vorbei. Heute sind Kompetenzen gefordert, die sich nicht so einfach aufbauen lassen: Es braucht echte Spezialisten mit fundierter Ausbildung. Zu nennen sind vor allem Netzmonteure, Planer, Brunnenmeister und Qualitätsspezialisten. Das sind alles wertvolle Berufsprofile, die nicht immer einfach verfügbar sind. Gegebenenfalls ist es erforderlich, diese selbst auszubilden und zu guter Letzt auch richtig zu entlöhnen. Nicht jede kleine Gemeinde kann sich also leisten, solche «seltenen» Fachpersonen anzustellen; das wäre auch wenig sinnvoll. Im Mendrisiotto sind wir mit dem neuen Konsortium SIBM diesbezüglich auf einem guten Weg.

Darüber hinaus braucht es eine vernünftige Wassergewinnung und -verteilung. Der Kanton Tessin hat regionale Wasserversorgungspläne für die verschiedenen Bezirke, also auch für das Mendrisiotto, erstellt. Gemäss diesem Plan fürs Mendrisiotto soll die Wasserproduktion zentralisiert werden: Die risiko­behafteten Quellen werden stillgelegt oder für andere, nicht mit Trinkwasser im Zusammenhang stehende Zwecke umgenutzt, die konfliktfreien dagegen erhalten. Ergänzt werden Letztere mit einer Seewasserfassung aus dem Luganersee, um so den Mengenbedarf der Bevölkerung mindestens für die nächsten fünfzig Jahre sicherzustellen. Weiter müssen die Verteil­infrastrukturen der einzelnen Gemeinden vernetzt werden. Dies ist alles andere als einfach: Weil die Netze ursprünglich unter­einander nicht verbunden waren, müssen alle einzelnen Elemente überdacht werden, damit die Wasserflüsse in der neuen Konfiguration auch richtig stimmen. Einige Komponenten müssen gar still­gelegt respektive verlegt oder neu gebaut werden. In den kommenden Jahren stehen Investitionen in Höhe von zig Millionen Franken an. Die Planung und Umsetzung laufen bereits seit einigen Jahren. Das Seewasserwerk wird voraussichtlich bis 2026 in Betrieb gehen.

Wie sieht momentan das Transport- und Verteilnetz der neuen Wasserversorgung SIBM aus und was sind hier die Herausforderungen, die angegangen werden mĂĽssen?

SIBM hat das Verteilnetz der vier betroffenen Gemeinden offiziell per 1. Januar 2023 übernommen. Endlich wurde dieser Vorgang von der Politik gutgeheissen: Keiner will nämlich dafür verantwortlich gemacht werden, dass Wasser fehlt. Es war aber eine langwierige Arbeit, alle Beteiligten von den Vorteilen des Vorhabens zu überzeugen. Weil AGE die Verteilnetze der einzelnen Gemeinden bereits seit einigen Jahren betreibt, hat der beschriebene Vernetzungsprozess nicht erst dieses Jahr, sondern schon lange vorher angefangen. In der Vergangenheit kam es gelegentlich schon vor, dass eine einzelne Gemeinde kein Wasser mehr hatte, weil ihre Quelle ausgetrocknet war. Daher wurden zum Beispiel Verbindungsabschnitte mit anderen Verteilnetzen bereits in Betrieb genommen, um das Problem für die darauffolgenden Jahre abzuwenden. Zudem wurde bei der Verlegung oder Erneuerung von Netzabschnitten ebenfalls der künftige Zusammenschluss der Netze bereits berücksichtigt.

Welche weiteren Anpassungen und neuen Anlagen braucht es, damit aus den bisher getrennten Wasserversorgungen eine einzige, gut aufgestellte, moderne Wasserversorgung wird?

Die wichtigsten neuen Elemente, die gebraucht werden, sind neue Reservoire, die auf der richtigen Höhe liegen. Neue Rohrabschnitte sind auch nötig, um die Wasserflüsse zu optimieren. Die vorgängig beschriebene problematische Grundwasserfassung wird in ein neues Pumpwerk umfunktioniert.

Für die gesamte Region Mendrisiotto wurde das ARM-Projekt aufgegleist. ARM steht dabei für «Acquedotto Regionale del Mendrisiotto». Was sind die Hintergründe dieses Projekts und welche Ziele werden verfolgt?

Dieses Projekt, das das ganze Mendrisiotto betrifft, bezweckt die Produktion von Wasser in ausreichenden Mengen und von hoher Qualität, das SIBM und den anderen Gemeinden zur Endverteilung zur Verfügung gestellt wird. Das ARM-Projekt umfasst also den Aufbau einer regionalen Primärversorgung mit Wassergewinnung, allfälliger Aufbereitung, Speicherung und schliesslich Transport zu den einzelnen Wasserversorgern des Mendrisiotto – darunter auch das neue SIBM-Konsortium –, die das Trinkwasser bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten verteilen.

Das Projekt wird seit mehreren Jahrzehnten diskutiert. Die ersten Gespräche fanden 1975 statt. Bereits damals hatten die Experten potenzielle künftige Herausforderungen in der Versorgung der Region mit Trinkwasser erkannt. In der Zeit zwischen den Sechziger- und den Achtzigerjahren gab es nämlich einen starken Wandel: Die lokale Wirtschaft entwickelte sich von einer vorwiegend landwirtschaftlichen zu einer industriellen und vor allem tertiären. Es wurde viel gebaut, die Bevölkerung wuchs um ein Drittel. Doch konnte man sich bis vor etwa zehn Jahren nicht einigen, wie die regionale Wasserversorgung wirklich aufgebaut werden sollte. Endlich ist ARM heute eine Realität und es wird intensiv am Bau der nötigen Transportleitungen, der Pumpwerke und der Seewasserfassung gearbeitet. Das ist auch der kantonalen Behörde zu verdanken: Ohne ihren Einsatz und – ich wage es zu behaupten – ohne den Druck, den der Kanton auf die betroffenen Gemeinden ausgeübt hat, wären wir immer noch am Diskutieren und am Streiten.

Welche Massnahmen werden ergriffen, um diese Ziele zu erreichen?

Die anfängliche Version des ARM-Projekts sah vor, alle lokalen Wasserquellen aufzugeben und das Wasser lediglich aus dem See zu entnehmen. Dies wurde jedoch von der Politik abgelehnt, zum Teil – ein bisschen pauschal formuliert – aus Lokalpatriotismus, aber auch aus finanziellen Gründen: Einige der betroffenen Gemeinden hatten in den Jahren in gewisse Quellen stark investiert und wollten nun natürlich, dass sich ihre Investitionen rentieren. Es wurde schliesslich eine Kompromisslösung gefunden, und zwar, dass unter den lokalen Wasserfassungen nur die guten, konfliktfreien weiterbetrieben werden sollten. Der Rest des benötigten Wassers soll aus dem See kommen.

Wo steht das Projekt heute? Was wurde bisher umgesetzt?

Das ARM-Projekt ist in zwei Hauptetappen gegliedert. Die erste, die schon weit fortgeschritten ist, besteht darin, die verschiedenen Verteilinfrastrukturen untereinander zu vernetzen. Damit wird erreicht, dass das Wasser, aus welcher Quelle auch immer es stammt, dorthin umgeleitet werden kann, wo es am meisten benötigt wird. Die Erstellung der Seewasserfassung steht dann im Zentrum der zweiten Etappe.

Von den vielen ARM-Elementen sind die wichtigsten: die Wasserfassungs- und Aufbereitungsanlage bei Riva San Vitale am südlichen Becken des Luganersees, die ca. elf Kilometer lange Hauptleitung, die von dort nach Chiasso führt, sowie die Pump- und Verteilwerke Coldrerio und Chiasso. Dazu zählen noch verschiedene für die Vernetzung nötige Verbindungsleitungen, insbesondere diejenige aus Stabio. Der Bau der Hauptleitung ist in vollem Gange: Etwa die Hälfte wurde bereits verlegt. Eines der Pumpwerke, jenes von Coldrerio, ist ebenfalls schon vervollständigt worden. Dasjenige von Chiasso existiert bereits, denn hierfür wird – wie vorgängig erwähnt – das bestehende Grundwasserpumpwerk umgenutzt. Dafür werden eigentlich nur Erneuerungsarbeiten an der Elektromechanik notwendig sein. Diese können aber erst nach der Stilllegung der Grundwasserfassung durchgeführt werden.

Was sind die nächsten Etappen?

Die wichtigste Etappe, die noch aussteht, ist die Aufbereitungsanlage des Seewassers. Die Definition des Aufbereitungsprozesses und die Auslegung des Seewasserwerks ist fast abgeschlossen und der Bau wird demnächst beginnen. Die gesamte Anlage von ARM wird voraussichtlich 2026 in Betrieb genommen.

Vor einigen Jahren hat AGE SA auch auf dem Gebiet der Wasseranalytik etwas Neues aufgebaut. Worum handelt es sich und was war der Auslöser hierfür?

Die Qualitätsüberwachung ist eine herausfordernde Tätigkeit. Sie ist aber auch obligatorisch: Vom guten (oder schlechten) Trinkwasser hängt die Gesundheit der Bevölkerung ab. Der Qualitätsüberwachung liegt das Prinzip der Selbstkontrolle zugrunde. Uns wurde 2006 klar, dass die periodischen bakteriellen Untersuchungen, die wir jeden Monat extern in Auftrag gaben, einfach nicht ausreichten. Ein Ereignis zeigte uns deutlich auf, dass wir die Wasseranalyse verstärken und gar intern – flexibel und unabhängig – durchführen müssen. Damals hatte nämlich eine Gärtnerfirma ohne Befugnis Wasser aus einem Hydranten abgezapft, um eine Saat- und Düngermischung in einem Tankanhänger vorzubereiten. Dieser war aber mit keinem Rückflussverhinderer ausgestattet. Irgendetwas ging schief und, statt Wasser aus dem Hydranten zu beziehen, wurde via Hydranten die Mischung in die Leitungen injiziert. Die Gärtner verliessen die Szene, ohne etwas zu melden. Zum Glück hinterliessen sie deutliche Spuren, die uns erlaubten, die Tat sofort aufzuklären. Es führte aber dazu, dass wir ganze Rohrleitungsabschnitte isolieren und gründlich durchspülen mussten, da das Wasser stark kontaminiert war. Das Quartier blieb einige Tage ohne Wasser.

Daraus zogen wir Konsequenzen: Was wäre nämlich gewesen, wenn wir dieses Ereignis nicht gleich festgestellt hätten, als es passierte? Zunächst haben wir uns Geräte zugelegt, die einige Parameter kontinuierlich messen, darunter auch ein Durchflusszytometer. Auf diese Weise können wir rasch reagieren, wie beispielsweise gezielte Laboruntersuchungen in Auftrag geben, was auch schon der Fall war, als die gemessenen Werte anfingen zu driften. Der nächste Schritt war, ein richtiges Labor aufzubauen. Natürlich, bedingt durch unsere bescheidene Grösse, mussten wir uns auf die einfacheren, aber wesentliche, Untersuchungen konzentrieren. Dazu zählen wir die gesamte Palette der massgeblichen bakteriellen Analysen. Zudem sind wir heute auch für einfachere chemische Untersuchungen ausgerüstet, wie zum Beispiel Leitfähigkeit, pH-Wert, gesamter organischer Kohlenstoff (TOC), Nitratgehalt etc. Das hätten wir aber nicht erreichen können, ohne einen Spezialisten beizuziehen. Ihn haben wir am Anfang angestellt und heute leitet er immer noch unser Labor. Mittlerweile arbeiten zudem zwei Laborantinnen im Labor. Wir sind ein STS-akkreditiertes Prüflabor. Heutzutage ist unser Labor das einzige werkinterne, auf Trinkwasserqualität spezialisierte Labor im Tessin. Unter den Tessiner Wasserversorgungen ist es so anerkannt, dass einige von ihnen ihre Analysen bei uns in Auftrag geben. Wir sind rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche verfügbar.

Vor Kurzem haben wir das Analyseangebot des Labors um den Nachweis von Legionellen erweitert. Nachdem sich die Legionellosefälle in den letzten Jahren häuften, hielten wir es für angebracht, den Eigentümern grösserer gebäudeinterner Trinkwasserinstallationen eine schnelle und unkomplizierte Möglichkeit anzubieten, das Wasser auf Legionellen zu testen.

Das letzte Jahr war im Tessin extrem trocken. Auch in diesem Jahr gab es bis jetzt kaum Niederschläge auf der Alpensüdseite. Was heisst das für die Wasserversorgung im unteren Mendrisiotto? Welche (vorbereitenden) Massnahmen wurden und werden aktuell ergriffen?

Heute – Ende April 2023, gerade als ich die Interviewfragen beantworte – regnet es heftig. Solches Wetter haben wir aber mindestens seit Oktober 2022 nicht mehr gehabt. Dieser Regen ist so segensreich wie eh und je! Ich befürchte aber, dass er nicht genügen wird, um die normale Ergiebigkeit der Quellen wieder herzustellen: Es müsste bis zum kommenden Sommer summiert mindestens während zwanzig bis dreissig Tagen regnen. Doch so ist es: Wir müssen mit dem leben, was vom Himmel kommt.

Unsere Aktivitäten, um die Lage vorsorgend ein wenig zu entschärfen, bestehen vor allem darin, die Bevölkerung für ein vernünftiges Verbrauchsverhalten zu sensibilisieren. Ich kann feststellen, dass mittlerweile viele Leute verstanden haben, dass wir das Wasser nicht so einfach ohne Rücksicht verschwenden dürfen. Trotzdem werden wir die Lage kontinuierlich beobachten und gegebenenfalls schärfer eingreifen, wenn nötig mit Verbrauchseinschränkungen. Wir gehen davon aus, dass dies nicht mehr notwendig sein wird, sobald die sehr wichtigen, im Interview beschriebenen Anlagen von ARM, in Betrieb genommen sind. Wir müssen uns aber noch ein paar Jahre gedulden.

Zur Person

Corrado Noseda studierte an der ETH Zürich Maschineningenieurwissenschaften und promovierte anschliessend in Materialwissenschaften. Seit 2006 ist er Direktor der Azienda di servizi industriali di Chiasso (AGE SA – acqua, gas, elettricità). Er engagiert sich auch im Regionalverband AAT (Associazione Acquedotti Ticinesi) und ist Mitglied in dessen Vorstand.

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