André Olschewski, im Bereich der Gas- und Fernwärme wird man in Lausanne über die künftige Ausrichtung der SVGW-Dienstleistungen von der Einspeisung erneuerbarer Gase bis hin zur Kopplung der Sektoren debattieren. Was steht für den Bereich Wasser an?
Im Bereich Wasser werden wir uns hauptsächlich mir der «Trinkwasserinitiative – Sauberes Wasser für alle» auseinandersetzen. Dabei steht vor allem eine Frage im Vordergrund: Welche Position beziehen wir als Trinkwasserverband und Hüter der Trinkwasserqualität im Hinblick auf die Abstimmung?
Die Trinkwasserinitiative beschäftigt den SVGW ja schon eine Weile, nicht wahr?
Ja, tatsächlich. Eingereicht wurde das Volksbegehren im Januar 2018, darüber abgestimmt wird voraussichtlich im Mai 2020. Der Bundesrat hat sich gegen einen Gegenvorschlag ausgesprochen. Vorstand und Geschäftsstelle würden es hingegen sehr begrüssen, wenn es einen Gegenvorschlag gäbe. Während der vergangenen Monate haben wir uns deshalb sehr dafür eingesetzt, den Ressourcenschutz auf nationaler Ebene auf die politische Agenda zu setzen.
Warum setzte sich der SVGW so engagiert fĂĽr einen Gegenvorschlag ein?
Wir sind der Meinung, dass es beim Schutz der Trinkwasserressourcen in der Schweiz dringend griffigere und auch regional spezifische Massnahmen braucht, zum Beispiel zur Reduktion des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln oder von Nitrat ins Grundwasser. Zudem muss unbedingt auch der planerische Schutz verbessert werden. In der Trinkwasserinitiative sind diese Punkte nicht alle abgedeckt. Das Ziel, den Ressourcenschutz zu verstärken, können wir hingegen klar unterstützen.
Und was ist nun das Ziel des Wasser-Diskussionsforums anlässlich der Mitgliederversammlung?
Wir möchten vor allem zusammen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Wasserversorgungen den Dialog führen, ihre Sicht der Dinge punkto Trinkwasserinitiative kennenzulernen und zusammen über Handlungsoptionen und Positionen zur Trinkwasserinitiative diskutieren. Wir wollen den Mitgliedern den Puls fühlen.
Und wie soll dies geschehen?
Am Anfang des Diskussionsforums im Bereich Wasser steht ein kurzes Inputreferat: Ein Vorstandsmitglied des SVGW wird erklären, warum in Bezug auf den Ressourcenschutz dringender Handlungsbedarf besteht, welche Schritte wir unternommen haben und welche Vorschläge ausgearbeitet wurden. Kurz: wie sich die heutige Ausgangslage präsentiert.
Zudem stehen Fragen wie diese im Raum: Soll sich der SVGW als Verband überhaupt äussern? Wie können oder wollen sich die einzelnen Wasserversorger positionieren? Sollen wir die Initiative im Hintergrund unterstützen? Oder soll der Verband im Namen des Ressourcenschutzes und des Trinkwassers klar und sichtbar Stellung beziehen? Vorstand und Geschäftsstelle werden selbstverständlich eine Handlungsempfehlung präsentieren. Diese soll hinterfragt und verifiziert werden.
Und wie wird es nach dieser Auslegeordnung der Meinungen, diesem Dialog unter den Mitgliedern, in Lausanne dann weitergehen?
Wir wollen in kleinen Gruppen und in den jeweiligen Landessprachen darüber diskutieren, wie – vielleicht unterschiedlich – die Meinungen sind. Diese Standpunkte, mit all ihren Pro- und Contra-Argumenten, werden dann zusammengetragen und dem Vorstand des SVGW präsentiert und zur Kenntnis gebracht.
Eine klar basisdemokratische Vorgehensweise also?
Das Forum ist kein Element des statuarischen Teils der Mitgliederversammlung. Letztlich muss jede Wasserversorgung für sich selbst entscheiden, wie sie sich positionieren will. Dem Vorstand ist es aber wichtig, die Meinungen der Wasserversorger in den verschiedenen Regionen der Schweiz kennenzulernen, um als Verband eine möglichst breit abgestützte Position zur Trinkwasserinitiative in den politischen Prozess einzubringen. Das Diskussionsforum ist daher ein hervorragendes Mittel, um die Meinungsbildung auch innerhalb des Vorstands zu erleichtern. Es ist sehr lange her, dass wir eine solche konsultative Diskussion durchgeführt haben.
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