Die Stadt St.Gallen baut einen Tunnel für den Velo- und Fussverkehr von der Kreuzbleiche zum Bahnhof Nord. Um diesen Tunnel bauen zu können, müssen Fernwärmeleitungen der St.Galler Stadtwerke (SGSW) umgelegt werden. Eine Verschiebung auf den Sommer war aufgrund des Fortschritts beim Tunnelbau nicht möglich und der Bau musste schon im Frühling 2025 erfolgen. Da dies normalerweise einen temporären Unterbruch der Wärmeversorgung bedeutet, haben die St.Galler Stadtwerke mittels einer Netzsimulation untersucht, welche Massnahmen und äusseren Bedingungen nötig sind, damit die Versorgung während der Umlegung gewährleistet bleibt. «Trotz des hohen Zeitdrucks haben wir die Bauarbeiten dank Wetterglück, guter Planung und präziser Ausführung erfolgreich abschliessen können», so Nermin Dizdarevic, Gesamtprojektleiter Fernwärme bei SGSW.
Grundlage für die Simulation waren die Daten sämtlicher baulicher Strukturen des Fernwärmenetzes, die im Geoinformationssystem der Stadtwerke erfasst sind (siehe auch Digitaler Zwilling bei den SGSW). Mithilfe dieses Tools modellierte und analysierte Philipp Aeby, Fachmitarbeiter Netzsimulation des Bereichs Wärme, Gas und Wasser, verschiedene Szenarien. Das Modell im Hintergrund, so die SGSW, berechnete dabei fortlaufend, ab wann kritische Ist-Werte erreicht werden. «Der Eingriff führt vorübergehend zu einem Ungleichgewicht im Netz, da die Kehrrichtverbrennungsanlage in dieser Zeit weniger Wärme ins Netz einspeisen kann», sagt Nermin Dizdarevic. Um das Gleichgewicht zu halten, so Dizdarevic, wurde von der Fernwärmezentrale Lukasmühle her geheizt.
Durch diesen Ausgliche könnten auch die entferntesten Gebäude weiterhin mit Fernwärme versorgt werden. Gemäss SGSW gab die Netzsimulation für die Umlegung der Fernwärmeleitungen zudem ein Zeitfenster von fünf Tagen vor. In diesem Zeitraum müssen die Rohre getrennt, umgelegt und neu verschweisst werden. Nicht zuletzt spielte das Wetter für den Zeitpunkt dieser fünf Tage eine entscheidende Rolle, denn während des Eingriffs durften die Temperaturen nicht unter Null Grad fallen, so Philipp Aeby. Bei kälteren Temperaturen hätte das Risiko bestanden, dass die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann.
Gleich die ersten frühlingshaften Tage im März 2025 konnten für die Umsetzung der Bauarbeiten genutzt werden. Die Bauarbeiten verliefen gemäss SGSW ohne grössere Zwischenfälle und auch das Wetter machte an allen Tagen bestens mit. Nach der Röntgenkontrolle und der Isolierung der Schweissnähte verlief auch die letzte Etappe der Leitungsumlegung (Rohre einmessen, Wasser einfüllen und Baugruben zuschütten) erfolgreich.
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