In einem kürzlich veröffentlichten Beitrag in der Fachzeitschrift Ecological Applications haben Forschende der Eawag das Vorkommen von Flohkrebsen mit der Art der Landnutzung im schweizerischen Mittelland in Zusammenhang gebracht: An Wasserfassungen, die mitten im Wald stehen, haben die Forschenden häufig Flohkrebse gefunden. An Wasserfassungen hingegen, die in der Nähe von Äckern stehen, stiessen die Forschenden deutlich seltener auf Flohkrebse. Das Grundwasser dieser ackernahen Brunnen war zudem tendenziell stärker mit Nitrat belastet als bei den von Wald umgebenen Wasserfassungen, was gemäss den Autoren auf eine schlechtere Trinkwasserqualität hindeutet.
In ihren Analysen weisen die Forschenden ebenfalls darauf hin, dass sich die Art der Landnutzung auch noch in einem grösseren Umkreis auf das Vorkommen von Flohkrebsen auswirken könne: Im Datensatz hinterlässt auch Ackerland, dass sich in 600 bis 1000 Metern Entfernung von der Wasserfassung befindet, ein negatives Signal im Grundwasser.
Die Forschenden halten in ihrer Arbeit fest: In der Schweiz schreibt das Gewässerschutzgesetz zwar vor, dass sogenannte Schutzzonen um Wasserfassungen angelegt werden, um das wertvolle Trinkwasser vor Verunreinigungen und anderen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Im schweizerischen Mittelland würden diese Schutzzonen allerdings ein Gebiet umfassen, das sich im Schnitt nur 300 bis 400 Meter um den Fassungsbereich ausdehnt. Deswegen halten die Autoren in ihrem Beitrag fest: «Wir kommen zum Schluss, dass die derzeit eingerichteten Schutzzonen vielleicht nicht genügend gross sind, um mögliche negative Auswirkungen der Landnutzung auf die Lebensgemeinschaften im Grundwasser zu verhindern.»
Allerdings sei es verkürzt, nur aufgrund des Fehlens von Flohkrebsen auf eine schlechtere Wasserqualität zu schliessen, schreiben die Forschenden, denn auch die Hydrogeologie spiele eine Rolle. Faktoren wie die Struktur des lokalen Grundwasserleiters, einschliesslich der Porengrösse und der Wasserchemie, können ebenfalls einen Einfluss auf die Flohkrebse haben. Die Forschenden betrachten die An- oder Abwesenheit der Tiere deshalb mehr als Hinweis, dass an einem bestimmten Standort die Biologie beeinträchtigt sein könnte.
Ihre Resultate könnten zwar ein Argument für eine allfällige Ausweitung der Grundwasserschutzzonen sein, doch mit ihrem Datensatz zu den Flohkrebsen, so die Forschenden, sei erst ein Fundament für weitere Forschung gelegt. «Die grosse Vielfalt an Lebensformen im Grundwasser ist noch weitgehend unerforscht», ist die Autorin Mara Knüsel überzeugt.
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