Die Wasserversorgung in Europa steht unter erheblichem Druck, was die Versorgungssicherheit jetzt und in Zukunft vor grosse Herausforderungen stellt, urteilt die Europäische Umweltagentur (EUA) in ihrem kürzlich veröffentlichten Bericht «Europe's state of water 2024: the need for improved water resilience». Der Bericht nennt drei übergreifende Herausforderungen: 1. Schutz und Wiederaufbau von aquatischen Ökosystemen 2. Erreichen des Ziels der «Null-Verschmutzung» (zero pollution ambition) und 3. Anpassung an Wasserstress, Trockenheit und Flutrisiken. Die Daten zum Bericht basieren auf den Eingaben von 19 Mitgliedstaaten, die der Europäischen Umweltagentur Bericht erstattet haben.
Gemäss den von der EUA zusammengetragenen Daten sind 20 % des europäischen Territoriums und 30 % der Bevölkerung von Wasserstress betroffen. Dieser Anteil könnte in Zukunft aufgrund des Klimawandels noch höher werden. Dies trifft auch auf das Risiko für Überflutungen zu. Deswegen ist die EUA überzeugt, dass in Europa ein erschwingliches und nachhaltiges Management des Hochwasserrisikos immer wichtiger werden wird.
Die in der Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) festgelegte Frist für die Erreichung eines guten Zustands der europäischen Flüsse, Seen, Übergangsgewässer, Küstengewässer und des Grundwassers war 2015 abgelaufen. Die Ziele wurden nicht erreicht und seit 2010 sind kaum Verbesserungen zu verzeichnen. Im Jahr 2021 erreichten nur 37 % der europäischen Oberflächenwasserkörper einen guten oder sehr guten ökologischen Zustand. Nur 29 % erreichten einen guten chemischen Zustand, so der Report.
Die europäischen Gewässer seien nach wie vor durch Chemikalien belastet, so schreibt die EUA, vor allem durch Luftverschmutzung aus der kohlebetriebenen Energieerzeugung und diffuse Verschmutzung aus der Landwirtschaft. Die mangelnde Verbesserung des chemischen Zustands kann teilweise auf langlebige Schadstoffe wie Quecksilber und bromierte Flammschutzmittel zurückgeführt werden. Würden diese langlebigen Schadstoffe nicht berücksichtigt, würden 80 % (statt 29%) der Oberflächengewässer einen guten chemischen Zustand erreichen.
Die Mehrheit der geschützten aquatischen Lebensräume und Arten in der EU wird mit einem schlechten oder sehr schlechten Erhaltungszustand («conservation status») bewertet. Aus den Berichten der einzelnen Länder geht hervor, dass sich der Zustand einiger Wasserpflanzen verbessert hat, was jedoch nur selten zu einem insgesamt guten ökologischen Zustand geführt habe.
Das Grundwasser liefert zwei Drittel des Trinkwassers in der EU und unterstützt Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Flüsse. Die EU-Mitgliedstaaten berichten, dass sich 77 % der Grundwasserkörper in einem guten chemischen Zustand befinden. Die Hauptschadstoffe, die zu einer Verschlechterung führen, sind Nitrate und Pestizide. 91 % des Grundwassers befinden sich den Angaben zufolge in einem guten mengenmässigen Zustand.
Die Mitgliedstaaten haben berichtet, dass der grösste Druck auf die Oberflächengewässer und das Grundwasser von der Landwirtschaft ausgeht, und zwar aufgrund der Wassernutzung und der Verschmutzung durch den intensiven Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden.
Es bestehe dringender Handlungsbedarf, um die Widerstandsfähigkeit der europäischen Gewässer zu verbessern, schreibt die EUA. Unter anderem, weil die Wasserbewirtschaftungspraktiken in Europa nur unzureichend an den Klimawandel angepasst sind. Im Bericht wird festgehalten, dass aktuelle und zeitnahe Informationen über Wassermenge und -qualität entscheidend sind für die Fähigkeit Europas Wasser zu verwalten. Eine solidere Wissensbasis ist auch erforderlich, um eine gerechtere und nachhaltigere Aufteilung des Wassers zwischen konkurrierenden Nutzungen, einschliesslich der Umwelt, zu ermöglichen.
Die Verringerung des Wasserverbrauchs und die Verbesserung der Wassereffizienz seien zwar der Schlüssel zur Bewältigung des Wasserstresses, doch daneben könne auch die Wasserpreisgestaltung eine wichtige Triebkraft für die Verringerung des Wasserverbrauchs und die Verbesserung der Effizienz sein und gleichzeitig einen Mechanismus zur Finanzierung von Wasserinvestitionen bieten. Die EUA ist überzeugt, dass die Festlegung von Zielen, die sich auf die Einsparung von Wasser oder die Verringerung der Nachfrage konzentrieren, Massnahmen vorantreiben und die Überwachung der Fortschritte auf dem Weg zu einer grösseren Wasserresilienz erleichtern könnte.
Europe's state of water 2024: the need for improved water resilience (Europäische Umweltagentur EUA)
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