Das Grenzgebiet zu Italien ist durch verschiedene Infrastrukturen stark unter Druck: Die Naturflächen konkurrenzieren mit Industrie- und Logistikbetrieben, Einkaufszentren, Landwirtschaftsflächen und einem dichten Strassen- und Schienennetz. Die verbleibenden grünblauen Lebensräume liegen oft entlang des Laveggio.
Engagierte Bürgerinnen und Bürger, die Cittadini per il Territorio, wehrten sich mit einer Unterschriftensammlung erfolgreich gegen die Pläne des Kantons, eine weitere artenreiche Feuchtwiese für weitere Infrastruktur zu überbauen. Dem Verein war es wichtig, auch proaktiv tätig zu sein und nicht nur verhindernd zu wirken. Gemeinsam mit innovativen jungen Planern sowie verschiedenen Fachexpertinnen entstand die Idee von einem durchgehenden Weg von Stabio nach Riva San Vitale. Durch jahrelange Überzeugungsarbeit und Sensibilisierung der politischen Behörden und der Bevölkerung wurde der Verein zu einem wichtigen Partner für verschiedene Stellen und die Zusammenarbeit intensivierte sich.
Nach einer aufwendigen Fundraising-Kampagne zur Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel entstand Stück für Stück der Parco del Laveggio. Die Koordination aller beteiligten Akteure war eine der grössten Herausforderungen bei der Realisierung des Projekts. Die Verbände mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zeigten aber häufig sehr viel Bereitschaft zur Mitarbeit. Zusammen mit dem WWF und weiteren Naturschutzorganisationen wurden Flächen in drei Gemeinden aufgewertet und teilweise unter Schutz gestellt. Die Cittadini unterschieden dabei nicht zwischen den wertvollsten, idyllisch gelegenen Naturflächen und den Abschnitten direkt unter der Autobahn. Jedes Teilstück hat seinen eigenen Charme und der Verein wurde diesem gerecht.
Kennzahlen
Angeschlossene Einwohner: rd. 22'000
Anzahl Gemeinden: 3
Fläche: 5'400'000 m2
Länge Langsamverkehrsachse: 10 km
Heute führt der Parco del Laveggio als verbindender grünblauer Faden von Stabio an der Grenze zu Italien bis zur Mündung in den Luganersee in Riva San Vitale. Dabei können Erholungssuchende in der Nähe der Quelle noch sehr ursprüngliche Lebensräume entdecken, wo auch seltene Arten wie der italienische Springfrosch oder die europäische Sumpfschildkröte vorkommen. Die Besucherlenkung beschreibt die wertvollen Naturgüter und gibt Orientierung entlang des ganzen Weges durch Natur-, Industrie- und Wohngebiete. Zum Schluss fliesst der Laveggio streng kanalisiert durch Riva San Vitale. Hier können die Gemeinden, der Kanton und die Cittadini per il Territorio noch vieles bewirken.
Auf diesem letzten Teilabschnitt liegt auch der Fokus für die kommenden Jahre. Der Kanton plant eine umfassende Revitalisierung des kanalisierten Flusses, aber auch die Cittadini werden weiterhin aktiv sein. Die Preissumme von 100'000 Franken des Binding Preis für Biodiversität wird für Massnahmen zur Förderung der Biodiversität eingesetzt: Neue Bäume und Büsche tragen zur Beschattung des Gewässers bei und ermöglichen Rückzugsorte für die Wasser- und Landtiere. Das Engagement der Bürgerbewegung ist auch nach zehn Jahren ungebrochen und junge Menschen aus der Region führen das Vorhaben zusammen mit den langjährigen Mitgliedern weiter.
Mit 125'000 Franken ist der Binding Preis für Biodiversität der höchstdotierte Naturschutzpreis der Schweiz. Ausgezeichnet werden innovative Projekte mit Vorbildcharakter, wegweisende Leistungen zur Förderung der Vielfalt von Lebensräumen, Arten und genetischen Ressourcen sowie deren Wechselwirkungen. Der Preis wird seit 2021 jährlich vergeben und jeweils zu einem Jahresthema ausgeschrieben.
Das diesjährige Thema lautete «Wasser und grünblaue Lebensräume». Gewonnen hat der Verein Cittadini per il Territorio, der Anerkennungspreis ging an die Gemeinde Reinach für den Natur- und Erlebnisweiher am ehemaligen Standort der ARA Birs.
Durch eine Revitalisierung können Bäche, Flüsse und Seen ihre ökologischen Funktionen wieder wahrnehmen. Davon profitieren die Artenvielfalt der Schweiz, die Naherholung wie auch der Hochwasserschutz. Über den Zeitraum von 80 Jahren soll ein Viertel der rund 16'000 km verbauten Gewässer auf diese Weise aufgewertet werden.
In einer lockeren Aqua & Gas-Serie stellen Wasser-Agenda 21 und der VSA bereits abgeschlossene Revitalisierungsprojekte vor.
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