Vor sechzig Jahren waren die Schweizer Gewässer schon längst nicht mehr klar und lebendig. Im Gegenteil: Sie schäumten und verkamen zusehends zu Kehrichtgruben, an ihre Ufer wurden tote Fische gespült, Abwasser floss schlecht oder gar nicht gereinigt in Seen und Flüsse. Vor diesem Hintergrund fand am 28. April 1961 im Verkehrshaus der Schweiz eine Tagung zum Thema «Der Gewässerschutz als Aufgabe unserer Generation» statt. Namhafte Redner, darunter Bundesrat Hans Peter Tschudi, Otto Jaag, der damalige Direktor der Eawag, oder der Verwaltungspräsident der Ciba, Robert Käppeli, nahmen daran teil. Ziel der Veranstaltung war, gesetzliche Grundlagen auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene zu schaffen und dem Gut Wasser ein Gesicht zu geben.
Als engagierter Zeitgeist griff der Luzerner Künstler Hans Erni das Thema auf und schuf das ikonische Plakat mit dem Totenkopf. Sein dringender Aufruf «Rettet das Wasser» war – gemessen an der damals prekären Gewässersituation und der damit einhergehenden Gefahr fürs Trinkwasser – kein bisschen übertrieben.
Seither sind viele Jahre vergangen, das aufwühlende und mutige Plakat aber nicht vergessen. Im Bereich des Gewässerschutzes wurde einiges erreicht. So wurde das Gewässerschutzgesetz aus den 1950er-Jahren mehrfach revidiert. Und in den kommenden Jahrzehnten werden 4000 Kilometer Gewässer revitalisiert.
Auch wurden viele Abwasserreinigungsanlagen (ARA) errichtet, mittlerweile liegt der Anschlussgrad der Haushalte bei fast 100 Prozent. Mechanische Reinigungsprozesse wurden mit biologischen und chemischen ergänzt, zudem schreitet der Ausbau einer weiterführenden Reinigungsstufe, die auch Mikroverunreinigungen wie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Kosmetika oder Pharmazeutika entfernt, auf den grossen ARA voran.
Im 11-minütige Film «60 Jahre – Rettet das Wasser» vom bekannten Schweizer Regisseur Roman Hodel wird dieser Wandel in einem stimmigen Zusammenschnitt von historischen Aufnahmen und aktuellen Landschaftsbildern festgehalten. So lebendig, klar und rein die heutigen Gewässer erscheinen, so subtil sind die heutigen Probleme. Diese werden im Film von Eawag-Direktorin Janet Hering, Brunnenmeister Martin Küderli und von der Künstlerin Fruzsina Korondi beleuchtet.
Als Vertreterin der Wissenschaft erläutert Hering die Problematik mit den Mikroverunreinigungen aus Haushalt und den Pestiziden sowie Nährstoffbelastungen (Nitrate) aus der Landwirtschaft. Wenn Küderli der Wasserversorgung Grenchen von den nachgewiesenen Stoffen im Grundwasser spricht, spürt man, wie viel ihm am Trinkwasser liegt. Er will die Menschen für das wertvolle Gut sensibilisieren. «Das riesige Leitungsnetz ist eigentlich die grössste Lebensmittelverpackung der Welt», sagt der Brunnenmeister im Film. Trotzdem werde Wasser als Grundnahrungsmittel noch immer zu wenig beachtet.
Fruzsina Korondi vertritt die junge Generation. Die KĂĽnstlerin und Illustratorin erhielt den Auftrag, Ernis Plakat neu zu interpretieren. Mit einfachen Elementen gestaltete Korondi ein stimmiges Plakat blau in blau. Ihre Interpretation schreckt nicht auf wie die damals drastische Darstellung des Totenkopfs, sondern regt zum Nachdenken an.
Korondi betrachtet Wasser als Ganzes, Trinkwasser als nicht abgrenzbaren Teil davon. Deswegen platzierte sie die Form eines Wasserglases ins Gewässer – also Wasser im Wasser. Ein Rettungsring dient als Symbol, weiterhin fürs Wasser Verantwortung zu übernehmen, ihm Aufmerksamkeit zu schenken und Sorge zu tragen. Der Appell von heute lautet denn auch: «Schützt das Wasser!» (Ank)
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