Mikroplastik ist überall: In abgelegenen Bergseen, im arktischen Meereis, im Boden der Tiefsee, in der Atemluft und in der Nahrung. Vor einiger Zeit haben Wissenschaftler die Hypothese aufgestellt, dass Mikroplastik in der Umwelt zu Nanoplastik verwittern könnte. Hinweise dazu fanden sie in Laborstudien.
Folglich könnten die bisher weitgehend unentdeckten Nanokunststoffe ebenfalls weit verbreitet sein, schreiben Denise Mitrano von der ETH Zürich und die Empa-Forscher Bernd Nowack und Peter Wick im Fachmagazin «Nature Nanotechnology». Auch in Sonnencreme, Textilien und anderen Produkten finden sich die kleinsten Teilchen – und gelangen übers Abwasser in die Umwelt.
Aber aus einigen wenigen Studien liesse sich kaum darauf schliessen, wie viel Nanoplastik sich tatsächlich in der Umwelt befinde, so die Autoren. Ausserdem ist es messtechnisch schwierig, künstliche Nanopartikel aus Plastik in Umweltproben mit abertausenden, natürlichen Partikeln ähnlicher Grösse zweifelsfrei zu identifizieren, wie die Empa am Dienstag mitteilte.
Wissenschaftler analysieren deshalb etwa Stoffflüsse und erstellen Modellrechnungen.
So ist auch erst lückenhaft erforscht, welche spezifischen Gefahren von Nanopartikel für Mensch und Tiere ausgehen. Noch ist nicht klar, wie sich die Partikel im Körper verhalten und mit Zellen und Geweben über eine längere Zeit interagieren. «Wir können also nicht mit Fug und Recht behaupten, wir haben hier ein Problem - wir können aber auch nicht sagen, es ist keines», sagte Nowack gemäss der Mitteilung.
Denn im Vergleich zu Mikroplastik könne man sich bei diesen kleineren Teilchen weniger sicher sein, dass sie einfach wieder ausgeschieden und nicht in den Blutkreislauf oder Gehirn gelangen würden, ergänzte sein Kollege Wick.
Ein weiteres verwirrendes Problem in der Risikobewertung von Nanokunststoff ist gemäss den Forschenden, dass der Begriff in der Wissenschaft selbst noch umstritten ist. So legten unterschiedliche Studien die Grössengrenze bei 100 Nanometer oder 1000 Nanometer fest.
Aufgrund der enormen Wissenslücken müsse Nanoplastik daher unbedingt weiter erforscht werden, so das Fazit der Autoren.
Allerdings mit kühlem Kopf: Denn nicht immer stelle sich alles Neue als so gefährlich heraus wie ursprünglich angenommen. «Gegenüber vielem, was neu und unbekannt ist, nimmt unsere Gesellschaft zunächst einmal eine Null-Risiko-Haltung ein», sagte Wick. Und das sei auch verständlich, vor allem im Fall von Nanoplastik, denn wer wolle schon Plastik in seinem Essen?
Weitere Informationen (Medienmitteilung)
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