Die erste Bauetappe erfolgt bei laufendem Betrieb und die Wärmeversorgung der Endkunden bleibt durchgehend gewährleistet. Der Anteil erneuerbarer Energie verdoppelt sich auf rund 90 Prozent, wobei das als Brennstoff genutzte Holz ausschliesslich aus der Region stammt.
Die Wärmeerzeugung ist ein Kerngeschäft des Energieversorgers EBL. An ihrem Sitz in Liestal besteht Handlungsbedarf am bestehenden Fernwärmenetz, ein bis heute historisch gewachsenes, fragmentiertes System. Die insgesamt sieben Wärmeverbünde wachsen kontinuierlich, stossen in den nächsten Jahren aber an ihre Grenzen und müssen saniert werden. Anstatt die Heizzentralen und Wärmeverbünde einzeln zu sanieren, realisiert die EBL bis 2030 in drei Bauetappen den Zusammenschluss zum Grosswärmeverbund Liestal.
Am 22. Juni 2020 fand gemeinsam mit der Kantonsregierung Basel-Landschaft und der Stadt Liestal die offizielle Grundsteinlegung statt. Medienvertreter und weitere geladene Gäste wurden über das Projekt informiert, in welches die EBL insgesamt rund 72 Millionen Franken investiert. Im Mai 2020 hat die EBL bereits mit den Bauarbeiten begonnen: In einer ersten Bauetappe modernisiert die EBL die bestehende Heizzentrale «Fernwärme Liestal» an der Spitalstrasse und baut sie für den Grosswärmeverbund aus. Allein diese erste Bauetappe kostet 42 Millionen Franken. Die EBL hat «Fernwärme Liestal» als einer der grössten Wärmenetze der Region des Kantons Basel-Landschaft im Jahr 2016 übernommen.
Der Umbau der Heizzentrale ist eine sehr anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe und der Zeitplan eng getaktet. Die Arbeiten an Rück- und Neubauten werden parallel ausgeführt und so koordiniert, dass die Wärmeversorgung der Kunden durchgehend gewährleistet ist. Die sich im Ab- und Neubau befindenden Anlagen werden alle Wärmekunden – dazu zählt auch das Spital Liestal – ohne Unterbruch versorgen. Die Heizzentrale erhält im Herbst 2021 zwei neue Holzheizkessel mit einer beeindruckenden Leistung von total 19 Megawatt. Die erste Bauetappe wird bis Sommer 2023 abgeschlossen sein.
Als zweiter Schritt werden die Wärmeverbünde Burg, Brunnmatt und Hallenbad an die modernisierte Heizzentrale angeschlossen. Mit dem Ausbau und dem Zusammenschluss wird das Netz eine Länge von insgesamt 31 Kilometern umfassen. Die EBL setzt die notwendigen Bauarbeiten zum Verlegen der Leitungen in enger Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton um.
Damit sich Verkehrsbehinderungen in Grenzen halten, werden die Grossbaustelle zum Vierspurausbau der SBB, die Erneuerung der Waldenburgerbahn und die Baustelle Zentrum Nord eng aufeinander abgestimmt. Die Bauarbeiten zum Verlegen der Leitungen beginnen im Herbst 2021 und werden bis Juni 2023 abgeschlossen sein. Die nächsten Ausbauetappen zur Verbindung der weiteren Wärmeverbünde sind in den Jahren 2027 und 2030 vorgesehen.
Der Anteil an erneuerbarer Energie kann dank der neuen Heizzentrale und dem Zusammenschluss der Wärmeverbünde von heute 45 Prozent auf rund 90 Prozent verdoppelt werden. Das entspricht einer totalen Einsparung von jährlich rund 9 Millionen Liter Heizöl. Damit werden pro Jahr rund 24‘000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Das in der Heizzentrale genutzte Brennholz stammt ausschliesslich aus der Region und besteht zu je 50 Prozent aus Recyclingholzschnitzel und Waldhackschnitzel.
Per Mai 2020 setzte der Regierungsrat die neue Förderverordnung zum «Baselbieter Energiepaket» in Kraft, mit einem Schwerpunkt auf den Ersatz der heute noch 48’000 fossilen Heizungen mit erneuerbaren Heizsystemen. Dieser Umbau der Energieversorgung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Tobias Andrist, CEO der EBL, erklärt: «Die EBL ist Partner des Baselbieter Energiepakets und leistet mit ihrem Engagement, wie zum Beispiel dem Grosswärmeverbund Liestal, einen wesentlichen Beitrag. Wir sind davon überzeugt, dass für eine nachhaltige Energieversorgung die Energie zunehmend aus erneuerbaren Ressourcen stammen muss.»
Der Grosswärmeverbund Liestal ist Teil der übergeordneten Strategie «Erneuerbare Energieschiene Ergolztal (3ET)». Diese umfasst den energie- und wärmetechnischen Ausbau des ganzen Gebiets zwischen Pratteln und Ormalingen. Teil eins war das Zusammenführen mehrere Wärmeverbünde in Pratteln von 2014 bis 2016. Die geplanten Schritte in Liestal stellen den Teil zwei dar. Machbarkeitsstudien für die nächsten Schritte sind aktuell in Arbeit. Nachhaltiges Handeln und die Förderung von erneuerbaren Energien waren schon immer zentrale Anliegen der EBL und seit über 30 Jahren ein wichtiger Bestandteil ihrer Energiestrategie.
Das Prinzip der Fernwärme ist einfach: Die Wärme wird in einer Heizzentrale erzeugt und mittels Heisswasser und einem hochisolierten Rohrleitungssystem in die Gebäude geliefert. Dort kann die Wärme gleich für Warmwasser und die Heizung genutzt werden. Mit dem Grosswärmeverbund Liestal bietet die EBL den angeschlossenen Haushalten eine Heizlösung mit vielen Vorteilen: Die Wärme kommt gebrauchsfertig ins Haus, steht ganzjährig zur Verfügung und Wartungsarbeiten fallen weg. Dazu Roger Scheidegger, Mitglieder der Geschäftsleitung Wärme: «Mit Fernwärme verhält es sich wie bei Strom oder Wasser: Sie ist stets in der Qualität da, welche verlangt wird und man braucht sich um nichts zu kümmern. Einfacher kann man die Energiewende nicht unterstützen – und dies erst noch mit dem Einsatz einer regionalen Energieressource.»
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (0)