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23. Januar 2019

Radio SRF über Bafu-Bericht

Trinkwasser ist vielerorts ungenügend geschützt

In der Schweiz ist die Trinkwasserversorgung gesichert, aber nicht so, wie sich dies das Gesetz vorschreibt. In einem Bericht von Gaudenz Wacker von Radio SRF kommen Vertreter des Bundes, der Kantone, aber auch André Olschewski, Leiter Wasser beim SVGW, zu Wort.

In den meisten Schweizer Haushalten kommt das Wasser, das aus dem Hahn sprudelt, aus dem Grundwasser: Rund 80 Prozent der Bevölkerung werden mit Grundwasser versorgt. Nur wird dieses Grundwasser an manchen Orten nicht so geschützt, wie es das Gesetz verlangt. Dies berichtet Gaudenz Wacker in seinem Bericht auf Radio SRF4 News.  

 

Von solchen ungenügenden Schutzzonen betroffen seien zwölf Prozent der Schweizer Bevölkerung – etwa eine Million Menschen, schreibt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einem Bericht, den es vor einigen Wochen im Internet publiziert hat, der bislang aber kaum beachtet worden sei, erklärt Gaudenz Wacker.

Gefährdung der Fassungen

Im Bericht des Bafu ist die Rede von «schweren Nutzungskonflikten», die «eine grosse Gefährdung der Trinkwassernutzung» darstellten. Damit gemeint sind Situationen, bei denen sich verschiedene Nutzungen und der Grundwasserschutz in die Quere kommen. So wird etwa in Schutzzonen Landwirtschaft betrieben, oder es hat dort Gebäude, Schienen oder Strassen. Das Bafu hält fest: Trotz solcher Konflikte könne die Wasserqualität an solchen Orten «tadellos» sein.

Aber: Von solchen Nutzungskonflikten gehe eine mögliche Gefahr fürs Grundwasser aus, sagt Michael Schärer vom Bafu: «Es gibt immer mehr Schutzzonen, in denen solche Bauten und Anlagen stehen, etwa Gebäude mit Abwasserleitungen, oder Strassen oder Eisenbahnen. Und das bedeutet eine Gefährdung dieser Fassungen.»

Dichte Besiedelung als Problem

Gefährlich wird es, wenn etwa von Gebäuden Abwasser oder von Strassen Benzin ins Grundwasser sickert. Überbaute Gebiete und Grundwasserzonen kämen sich immer mehr in die Quere, sagt Adrian Auckenthaler. Er ist zuständig fürs Grundwasser im Kanton Basel-Landschaft und ist Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Hydrogeologie.

«Es ist eine neue Situation», so Adrian Auckenthaler: «Wir in der Schweiz haben das Gefühl, wir seien das Wasserschloss Europas. Aber wir müssen uns einfach im Klaren darüber sein, dass wir halt in einem dicht besiedelten Land leben.»

Das bedeute eben auch: Bestehende Gebäude oder Verkehrsinfrastruktur – eine Strasse oder ein Eisenbahntrassee – könne man nicht einfach abreissen, so Adrian Auckenthaler. Stattdessen müsse man in Schutzzonen das Grundwasser mit technischen Massnahmen besser schützen, zum Beispiel mit Auffangbecken, damit verschmutztes Wasser nicht ins Grundwasser sickert. Oder man müsse halt künftig Trinkwasser zusätzlich aufbereiten.

Kostenfrage stellt sich

Nur seien solche Massnahmen teuer: «Es ist eine Frage, zu welchen Kosten wir auch in Zukunft Trinkwasser zur Verfügung stellen wollen, sodass es naturnah ist und möglichst ohne Aufbereitung abgegeben werden kann», erklärt André Olschewski, Leiter des Bereichs Wasser beim Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfachs (SVGW). Er hat sich schon sehr intensiv mit Nutzungskonflikten und dem Nitrateintrat ins Grundwasser durch die Landwirtschaft auseinandergesetzt, wie er auch schon in einem Interview mit «Aqua& Gas» ausführte.

Nutzungskonflikte mit dem Grundwasser hatten bereits Folgen: In den letzten 20 Jahren musste fast jeder dritte Wasserversorger ein Fassungsgebiet schliessen – vor allem weil sich Siedlungen und der Grundwasserschutz in die Quere kamen. Dies zeigt eine neue Untersuchung des SVGW, die demnächst veröffentlicht wird.

Auch in Bundesbern wird in den nächsten Monaten verstärkt über das Thema Trinkwasser diskutiert – wenn das Parlament die Trinkwasser-Initiative berät.

 

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