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08. Juni 2018

Fachaustausch

SVGW fordert konkrete Massnahmen für Trinkwasserschutz

Analysen zum Thema «Trinkwasserschutz und Agrarpolitik 2022» standen im Mittelpunkt der Vortrags- und Podiumsveranstaltung des SVGW von Anfang Juni in Solothurn. Teilnehmende waren Vertreterinnen und Vertreter von Bundesämtern und kantonalen Institutionen, Gemeinden, Wasserversorger, Verbänden sowie Vertreter von Forschung und Wirtschaft. Im Zentrum des politischen Interesses stand der politische Umgang mit der sogenannten «Trinkwasserinitiative», über die derzeit in Bundesbern beraten wird.

Die Referate anlässlich des nationalen Fachaustausches zum Thema «Trinkwasser und Agrarpolitik 2022» des SVGW in Solothurn waren fundiert, vielfältig und betrafen Analysen von Bund und Kantonen: So erläuterte Christian Leu, Sektionschef im Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Belastungssituation im Grundwasser und den Stand betreffend Vollzug im Bereich Trinkwasser-Ressourcenschutz. Samuel Vogel, Fachbereichsleiter im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), gab einen Ausblick auf die Agrarpolitik in der Schweiz. Zudem ging er auf die Frage ein, was  unter einer «standortgerechten Produktion» zu verstehen ist. In einem zweiten Teil seines Referates erörterte er Ideen für Massnahmen des Trinkwasser-Ressourcenschutzes in der AP22. Erwähnt wurden u.a. Massnahmen im Rahmen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN). Resultate aus der Forschung und Empfehlungen aus der Praxis veranschaulichte schliesslich Professor Hans Ramseier von der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. Dabei erwähnte er  auch Beispiele modernsten Ressourcen- und Pflanzenschutzes wie zum Beispiel durch den möglichen Einsatz eines Spritzroboters auf dem Feld.

Aus den Kantonen

Verschiedene Erfahrungen aus Projekten zur Verbesserung des Gewässerschutzes präsentierten Kantonsvertreter aus den Kantonen Solothurn, Bern, Schaffhausen und der Waadt: Rainer Hug, Präsident der Nitratkommission Gäu-Olten, stellte Ansätze und Erfahrungenaus dem Nitratprojekt Gäu vor, das es seit rund zwanzig Jahren im Kanton Solothurn gibt: Es umfasst vier regionale und zwei lokale Fassungsstandorte für Trinkwasser im sogenannten Gäu zwischen den Städten Olten und Oensingen. In einem wesentlichen Teil des Projektperimeters  werde eine standortgerechte Landwirtschaft mit Gemüse- und Ackerbau sowie extensiver Wiese betrieben. Die wirksamste Massnahme zur Reduktion des Nitrats im Trinkwasser, so war zu erfahren, sei hier aber  die Stilllegung von Ackerland. Über die Erweiterung des Nitratprojektes Gäu-Olten im Kt. Bern, aber auch über das Nitratprojekt Gimmiz im Seeland berichtete Marc Zuber vom Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern. Kurt Seiler vom Interkantonalen Labor Schaffhausen zeigte den Handlungsbedarf betreffend PSM und Nitrat auch aus Sicht des Kantonschemikers auf und präsentierte Ergebnisse zur Nitratreduktion im Klettgau. Abschliessend präsentiert  Dominique Barjolle, Leiterin der Abteilung für Landwirtschaft und Weinbau des Kantons Waadt, einige Resultate des Pilotprojektes Boiron bei Morges. Sie betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit und Sensibilisierung der Bauern.

Kommt ein Gegenvorschlag?

Anlässlich der nationalen Fachtagung des SVGW intensiv diskutiert wurde der Umgang mit der  «Initiative für sauberes Wasser und gesunde Ernährung», der sogenannten «Trinkwasserinitiative», die diesen Januar nach nur 9 Monaten Unterschriftensammlung eingereicht wurde und über die derzeit der Bundesrat berät. Hier erläuterte SVGW-Vorstandsmitglied Andreas Hirt einerseits die Erwartungen, aber auch die konkreten Forderungen des SVGW betreffend eines wirksamen Schutzes der Trinkwasserressourcen. Weiter  ging André Olschewski, Leiter Bereich Wasser des SVGW auf den aktuellen Stand der Dinge rund um die «Trinkwasserinitiative» ein: Der SVGW habe durchaus Sympathien für die Ziele der Initianten, möchte aber den langfristigen Schutz der Trinkwasserressourcen lieber durch «pragmatische, zielgerichtetere und rascher wirksamere Massnahmen» erreichen. Für den SVGW komme deshalb vor allem ein indirekter Gegenvorschlag zur «Trinkwasserinitiative» in Frage. Ohne ein verbindliches Angebot für konkrete substantielle Massnahmen wäre der Abstimmungskampf eine Gefahr für das Image des Trinkwassers und der Landwirtschaft - und der Trinkwasserschutz stünde weiterhin ohne Lösung da.

 

Vier Jugendliche äussern sich zu Trinkwasser und Pestiziden.

Podiumdisussion

An der abschliessenden Podiumsdiskussion, die von Felix Walter von Ecoplan geleitet wurde, äusserten sich auch Vertreter des Landwirtschaftsbereichs und Bioanbaus  zur «Trinkwasserinitiative»: Während die Initiative bei Martin Rufer vom Schweizer Bauernverband (SBV) auf völlige Ablehnung stösst, könnte sich Martin Bossard von Bio Suisse mit einem möglichen direkten oder indirekten Gegenvorschlag einverstanden erklären. Stephan Müller vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) empfiehlt erst einmal abwarten, wie sich die politische Debatte rund um die «Trinkwasserinitiative» weiterentwickelt.

 

 

Wie geht es weiter?

In den nächsten Tagen, so war in Solothurn zu erfahren, werde der Bundesrat über die «Trinkwasserinitiative» entscheiden und damit Position für das weitere politische Vorgehen beziehen. Die am nationalen Fachaustausch des SVGW ebenfalls anwesende Initiantin der Initiative, Franziska Herren, wollte sich zu Bedingungen für einen möglichen Rückzug ihrer Volksinitiative noch nicht äussern. In den nächsten Wochen wird der SVGW verschiedene Möglichkeiten sondieren, wie der konstruktive Austausch fortgeführt werden kann.

 

Der SVGW fragte vier Jugendliche nach Ihren Erwartungen an die Politik.

 

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Kommentare (1)

Hartmann am 08.06 2018 um 20:27

Gegenvorschlag

Abwarten ist die seit Jahrzehnten bewährte Taktik des Bundesamtes für Landwirtschaft, wenn es um die Verhinderung griffiger Massnahmen geht. Jetzt auch beim Bundesamt für Umwelt BAFU?

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